Frau Bergmann informiert zunächst über die Strukturen innerhalb der Ev. Kirche Deutschlands (EKD). Die einzelnen Kirchengemeinden seien zu Kirchenkreisen zusammengeschlossen. Die Kirchenkreise wiederum seien jeweils einer Landeskirche zugeordnet. Zu der Evangelischen Landeskirche von Westfalen (EKvW) gehörten 28 Kirchenkreise. Jede Landeskirche habe eine eigene Struktur, auch in theologischer Hinsicht. Der EKvW stehe seit 2012 die Präses Annette Kuschuss vor. In vier anderen Landeskirchen werde der Vorsitz von einer Bischöfin wahrgenommen. Das Frauenreferat der Landeskirche habe seinen Sitz in Schwerte, Stadtteil Villigst.

 

Die Geschlechtergerechtigkeit sei sowohl in der Frauenarbeit als auch in der Männerarbeit der Ev. Kirche ein wichtiges Thema. Im Synodenbeschluss von 1985 habe die Evangelische Kirche von Westfalen sich das Ziel gesetzt, die gerechte Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche zu fördern. Das bedeute: In allen Gremien, im Ehrenamt und in der Arbeitswelt sollen Männer und Frauen gleichberechtigt miteinander zusammenarbeiten.

 

Das Frauenreferat des Ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, für das sie als Frauenreferentin und Gleichstellungsbeauftragte zuständig sei, unterstütze Frauen in ihren vielfältigen Bedürfnissen und wirke darauf hin, dass die Belange von Frauen in Kirche und Gesellschaft wahrgenommen und berücksichtigt würden. Als Gleichstellungsbeauftragte gewährleiste sie die Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes der Evangelischen Kirche von Westfalen, indem sie bei allen Maßnahmen beratend mitwirke, die Fragen der Gleichstellung von Männern und Frauen, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Verbesserung der beruflichen Situation der beschäftigten Frauen betreffen würden. Zu ihren Aufgaben gehöre auch die Vernetzung der Frauenarbeit im Kirchenkreis durch Austausch, Frauentage und Fortbildungen. Die gemeindliche Frauenarbeit unterstütze sie durch thematische Gottesdienste, Bildungsangebote und seelsorgliche und spirituelle Begleitung. Für die Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte stehe ihr eine halbe Stelle zu. Mit der anderen halben Stelle sei sie in Ochtrup als Pfarrerin tätig.

 

Die Anliegen der Frauen würden durch die Ev. Frauenhilfe e.V. unterstützt und umgesetzt. Dieser politisch orientierte Verband sei vor 100 Jahren gegründet worden und habe seinen Sitz in Soest. Er beziehe Stellung zu frauenpolitischen Themen, leiste Hilfestellungen und biete Bildungsangebote an.

Wichtige Themen und Schwerpunkte seien

 

Ø  Anti-Gewalt-Arbeit,

Ø  Vorgehen gegen sexuelle Belästigung

Ø  Lebensformen/Familie heute – Wie verhalten wir uns dazu?

Ø  Segnung/Trauung gleichgeschlechtlicher Paare

Ø  Ökumene

Ø  Soziale Gerechtigkeit

Ø  Weltausstellung Wittenberg

Ø  Partnerschaft mit Frauen in Simbabwe

 

Besonders hervorzuheben sei die „Bibel in gerechter Sprache“, die – angelehnt an den Urtext - den Blick für die Rolle von Männern und Frauen in der Bibel/Kirche schärfe.

 

Ein weiteres wichtiges Gremium der Landeskirche sei der Frauenbeirat, in dem Haupt- und Ehrenamtliche  zusammenarbeiteten und gemeinsame Projekte planten.

Im Hinblick auf das Lutherjahr sei auch das Thema „Die weibliche Seite der Reformation“ in den Fokus gerückt worden.

 

Frau Demes zeigt sich beeindruckt von der Gleichstellungsarbeit der Ev. Kirche und von dem, was die Frauen dort bislang erreicht hätten.

Frau Bergmann antwortet, die volle Gleichstellung von Frauen und Männern in der Ev. Kirche gebe es seit 1974, denn seit dieser Zeit dürften die Pfarrerinnen auch heiraten. Positiv sei auch die Rückendeckung, die sie vom Kirchenkreis, hier insbesondere vom Superintendenten, erhalte.

 

Anschließend berichtet Uwe Hartmeier von der Männerarbeit in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Keimzelle der Männerarbeit seien die evangelischen Arbeitervereine im Ruhrgebiet gewesen. Daraufhin hätten sich in den Kirchengemeinden Männerkreise gebildet. Diese seien ähnlich strukturiert wie die Frauenhilfe. Die gemeinsame Geschäftsstelle befinde sich in Hannover. Es gebe aber kein eigenes Männerreferat.

Der Landesvorstand setze sich aus Vertretern der Bezirksvorstände Münster, Tecklenburg, Steinfurt und Borken zusammen.

 

Basis für die Männerarbeit seien die Grundsätze Glaube, Bildung und soziales Engagement. Ein wichtiges Ziel sei es, sich mit der Rolle als Mann und Vater auseinander zu setzen. Deshalb würden auch Vater-Kind-Seminare zum festen Angebot der Männerarbeit gehören. Inzwischen würden diese Angebote auch sehr gut angenommen. Die Ev. Kirche von Westfalen befinde sich in einer privilegierten Situation, da es hier sieben hauptamtliche Mitarbeiter für die Männerarbeit gebe. In anderen Landeskirchen gebe es hierfür höchstens eine Person.

Die Ökumene spiele bei der Männerarbeit eine große Rolle. So seien auch viele Katholiken – bis in die Vorstände hinein - in der Ev. Männerarbeit engagiert.

Schwierig sei es, junge Männer für die Arbeit zu mobilisieren. Die meisten Männer befänden sich im Seniorenalter.

 

Zu den Angeboten der Männerarbeit gehörten

 

Ø  Männerfrühstücke mit thematischen Schwerpunkten

Ø  Treffen zu interessanten Themen

Ø  ökumenische Sportexerzitien

Ø  Netzwerkarbeit

Ø  gemeinsame Aktivitäten

Ø  Studienreisen, Tagungen

Ø  Qualifizierung, Fort- und Weiterbildung

Ø  soziales Engagement, z.B. für das Rehabilitations- und Erholungszentrum Nadeshda in Weißrussland

Ø  Vater-Kind-Seminare, z.B. in Kooperation mit Kindergärten

Ø  Vereinbarkeit von Familie und Beruf

 

Herr Hartmeier berichtet, er biete jährlich 30 Seminare für Männer mit deren  Kindern an. Das Tagesprogramm sei kindgerecht und darauf ausgerichtet, die Beziehung zwischen Vätern und ihren Kindern zu stärken und zu festigen. Abends würden Väterrunden durchgeführt, bei denen sich die Männer austauschten und gegenseitig in ihrer Rolle stärkten.

 

Frau Demes möchte wissen, wie viele Männer regelmäßig an den Männerfrühstücken teilnehmen würden.

Herr Hartmeier antwortet, dass die Zahl bei 40 – 70 Männern pro Treffen liege.

 

Frau Röhrmann interessiert, ob das Thema Gewalt bei der Arbeit mit den Männern eine Rolle spiele.

 

Herr Hartmeier teilt mit, dass dieses Thema im Rahmen der Männerarbeit der Ev Kirche sehr bedeutsam sei. Er selbst sei Mitglied in der Arbeitsgruppe Täterarbeit des Runden Tisches GewAlternativen. In diesem Zusammenhang betont er die Bedeutung des Kreiszuschusses für die Täterberatung, ohne den das Beratungsangebot nicht aufrechterhalten werden könne. Aufgrund der erhöhten Nachfrage und der steigenden Zahl der Beratungen reiche der Kreiszuschuss in Höhe von 10.000 Euro jährlich inzwischen nicht mehr aus. Deshalb müssten immer auch andere Finanzierungsquellen herangezogen werden, was sich zunehmend schwieriger gestalte. Auch die Männer müssten auf der Grundlage ihrer jeweiligen finanziellen Situation einen Kostenbeitrag leisten

In 2016 seien 62 Männer beraten worden. Die Anzahl der Beratungstermine liege zwischen 1 und 19 Beratungen pro Mann.

 

Frau Demes bedankt sich bei Frau Bergmann und Herrn Hartmeier für die interessanten Vorträge und die erkenntnisreichen Informationen.