Sitzung: 08.11.2017 Arbeitskreis für die Gleichstellung von Frau und Mann
Frau
Bergmann informiert zunächst über die Strukturen innerhalb der Ev. Kirche
Deutschlands (EKD). Die einzelnen Kirchengemeinden seien zu Kirchenkreisen
zusammengeschlossen. Die Kirchenkreise wiederum seien jeweils einer
Landeskirche zugeordnet. Zu der Evangelischen Landeskirche von Westfalen (EKvW)
gehörten 28 Kirchenkreise. Jede Landeskirche habe eine eigene Struktur, auch in
theologischer Hinsicht. Der EKvW stehe seit 2012 die Präses Annette Kuschuss
vor. In vier anderen Landeskirchen werde der Vorsitz von einer Bischöfin
wahrgenommen. Das Frauenreferat der Landeskirche habe seinen Sitz in Schwerte,
Stadtteil Villigst.
Die Geschlechtergerechtigkeit sei sowohl in
der Frauenarbeit als auch in der Männerarbeit der Ev. Kirche ein wichtiges
Thema. Im Synodenbeschluss von 1985 habe die Evangelische Kirche von Westfalen
sich das Ziel gesetzt, die gerechte Gemeinschaft von Männern und Frauen in der
Kirche zu fördern. Das bedeute: In allen Gremien, im Ehrenamt und in der
Arbeitswelt sollen Männer und Frauen gleichberechtigt miteinander
zusammenarbeiten.
Das Frauenreferat des Ev. Kirchenkreises
Steinfurt-Coesfeld-Borken, für das sie als Frauenreferentin und
Gleichstellungsbeauftragte zuständig sei, unterstütze Frauen in ihren
vielfältigen Bedürfnissen und wirke darauf hin, dass die Belange von Frauen in
Kirche und Gesellschaft wahrgenommen und berücksichtigt würden. Als
Gleichstellungsbeauftragte gewährleiste sie die Umsetzung des
Gleichstellungsgesetzes der Evangelischen Kirche von Westfalen, indem sie bei
allen Maßnahmen beratend mitwirke, die Fragen der Gleichstellung von Männern
und Frauen, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Verbesserung der
beruflichen Situation der beschäftigten Frauen betreffen würden. Zu ihren
Aufgaben gehöre auch die Vernetzung der Frauenarbeit im Kirchenkreis durch
Austausch, Frauentage und Fortbildungen. Die gemeindliche Frauenarbeit
unterstütze sie durch thematische Gottesdienste, Bildungsangebote und
seelsorgliche und spirituelle Begleitung. Für die Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte
stehe ihr eine halbe Stelle zu. Mit der anderen halben Stelle sei sie in
Ochtrup als Pfarrerin tätig.
Die Anliegen der Frauen würden durch die Ev.
Frauenhilfe e.V. unterstützt und umgesetzt. Dieser politisch orientierte
Verband sei vor 100 Jahren gegründet worden und habe seinen Sitz in Soest. Er
beziehe Stellung zu frauenpolitischen Themen, leiste Hilfestellungen und biete
Bildungsangebote an.
Wichtige Themen und Schwerpunkte seien
Ø Anti-Gewalt-Arbeit,
Ø Vorgehen gegen
sexuelle Belästigung
Ø Lebensformen/Familie
heute – Wie verhalten wir uns dazu?
Ø Segnung/Trauung
gleichgeschlechtlicher Paare
Ø Ökumene
Ø Soziale Gerechtigkeit
Ø Weltausstellung
Wittenberg
Ø Partnerschaft mit
Frauen in Simbabwe
Besonders hervorzuheben sei die „Bibel in
gerechter Sprache“, die – angelehnt an den Urtext - den Blick für die Rolle von
Männern und Frauen in der Bibel/Kirche schärfe.
Ein weiteres wichtiges Gremium der
Landeskirche sei der Frauenbeirat, in dem Haupt- und Ehrenamtliche zusammenarbeiteten und gemeinsame Projekte
planten.
Im Hinblick auf das Lutherjahr sei auch das
Thema „Die weibliche Seite der Reformation“ in den Fokus gerückt worden.
Frau
Demes zeigt sich beeindruckt von der Gleichstellungsarbeit der Ev. Kirche und
von dem, was die Frauen dort bislang erreicht hätten.
Frau
Bergmann antwortet, die volle Gleichstellung von Frauen und Männern in der Ev.
Kirche gebe es seit 1974, denn seit dieser Zeit dürften die Pfarrerinnen auch
heiraten. Positiv sei auch die Rückendeckung, die sie vom Kirchenkreis, hier
insbesondere vom Superintendenten, erhalte.
Anschließend berichtet Uwe Hartmeier von der Männerarbeit in der Evangelischen Kirche von
Westfalen. Keimzelle der Männerarbeit seien die evangelischen Arbeitervereine
im Ruhrgebiet gewesen. Daraufhin hätten sich in den Kirchengemeinden
Männerkreise gebildet. Diese seien ähnlich strukturiert wie die Frauenhilfe.
Die gemeinsame Geschäftsstelle befinde sich in Hannover. Es gebe aber kein
eigenes Männerreferat.
Der Landesvorstand setze sich aus Vertretern
der Bezirksvorstände Münster, Tecklenburg, Steinfurt und Borken zusammen.
Basis für die Männerarbeit seien die
Grundsätze Glaube, Bildung und soziales Engagement. Ein wichtiges Ziel sei es,
sich mit der Rolle als Mann und Vater auseinander zu setzen. Deshalb würden
auch Vater-Kind-Seminare zum festen Angebot der Männerarbeit gehören.
Inzwischen würden diese Angebote auch sehr gut angenommen. Die Ev. Kirche von
Westfalen befinde sich in einer privilegierten Situation, da es hier sieben
hauptamtliche Mitarbeiter für die Männerarbeit gebe. In anderen Landeskirchen
gebe es hierfür höchstens eine Person.
Die Ökumene spiele bei der Männerarbeit eine
große Rolle. So seien auch viele Katholiken – bis in die Vorstände hinein - in
der Ev. Männerarbeit engagiert.
Schwierig sei es, junge Männer für die
Arbeit zu mobilisieren. Die meisten Männer befänden sich im Seniorenalter.
Zu den Angeboten der Männerarbeit gehörten
Ø
Männerfrühstücke
mit thematischen Schwerpunkten
Ø
Treffen
zu interessanten Themen
Ø
ökumenische
Sportexerzitien
Ø
Netzwerkarbeit
Ø
gemeinsame
Aktivitäten
Ø
Studienreisen,
Tagungen
Ø
Qualifizierung,
Fort- und Weiterbildung
Ø
soziales
Engagement, z.B. für das Rehabilitations- und Erholungszentrum Nadeshda in
Weißrussland
Ø
Vater-Kind-Seminare,
z.B. in Kooperation mit Kindergärten
Ø
Vereinbarkeit
von Familie und Beruf
Herr Hartmeier berichtet, er biete jährlich
30 Seminare für Männer mit deren Kindern
an. Das Tagesprogramm sei kindgerecht und darauf ausgerichtet, die Beziehung
zwischen Vätern und ihren Kindern zu stärken und zu festigen. Abends würden
Väterrunden durchgeführt, bei denen sich die Männer austauschten und
gegenseitig in ihrer Rolle stärkten.
Frau
Demes möchte wissen, wie viele Männer regelmäßig an den Männerfrühstücken
teilnehmen würden.
Herr
Hartmeier antwortet, dass die Zahl bei 40 – 70 Männern pro Treffen liege.
Frau
Röhrmann interessiert, ob das Thema Gewalt bei der Arbeit mit den Männern eine
Rolle spiele.
Herr
Hartmeier teilt mit, dass dieses Thema im Rahmen der Männerarbeit der Ev Kirche
sehr bedeutsam sei. Er selbst sei Mitglied in der Arbeitsgruppe Täterarbeit des
Runden Tisches GewAlternativen. In diesem Zusammenhang betont er die Bedeutung
des Kreiszuschusses für die Täterberatung, ohne den das Beratungsangebot nicht
aufrechterhalten werden könne. Aufgrund der erhöhten Nachfrage und der
steigenden Zahl der Beratungen reiche der Kreiszuschuss in Höhe von 10.000 Euro
jährlich inzwischen nicht mehr aus. Deshalb müssten immer auch andere
Finanzierungsquellen herangezogen werden, was sich zunehmend schwieriger
gestalte. Auch die Männer müssten auf der Grundlage ihrer jeweiligen
finanziellen Situation einen Kostenbeitrag leisten
In 2016 seien 62 Männer beraten worden. Die
Anzahl der Beratungstermine liege zwischen 1 und 19 Beratungen pro Mann.
Frau
Demes bedankt sich bei Frau Bergmann und Herrn Hartmeier für die
interessanten Vorträge und die erkenntnisreichen Informationen.