Sitzung: 07.09.2022 Arbeitskreis für die Gleichstellung von Frau und Mann
Herr Grotendorst stellt anhand
einer PowerPoint - Präsentation (Anlage 1) die aktuelle Situation der
Kindertagesbetreuung im Kreisjugendamtsbezirk Borken dar. Er geht auf folgende
Punkte ein:
1. Betreuungsbedarfsplanung und Platzausbau
2. Finanzierungssystem
3. Flexibilisierung der Betreuungszeiten
4. Kindertagespflege
5. Kinderbetreuung für geflüchtete Kinder
6. Fachkräftemangel
7. Elternbeiträge in der Kindertagesbetreuung
8. Elternmitwirkung
Zu Folie 5, Punkt 4, „Überführung der
heilpädagogischen Plätze in Regel-Kitas, mehr Kinder mit Behinderung“ fragt Frau Demes nach, ob damit gemeint sei,
dass die heilpädagogischen Kitas geschlossen würden.
Herr Grotendorst antwortet, dass
das Finanzierungssystem für heilpädagogische Plätze umgestellt werde. Die
bisher gesonderte Förderung dieser Plätze durch den Landschaftsverband
Westfalen-Lippe werde umgestellt auf die Förderung nach dem
Kinderbildungsgesetz (KiBiz) mit einer nur noch ergänzenden Förderung durch den
Landschaftsverband (sog. Basisleistung II). Die Einrichtungen als solche würden
weiter betrieben. Plätze für Kinder mit erheblicher Behinderung sollten danach
grundsätzlich sozialraumnäher angeboten werden. Die bisherigen Kitas mit
heilpädagogischen Plätzen würden aber sicherlich ihre besondere Expertise
behalten.
Frau Lentfort betont, die
Inklusion könne gut funktionieren, die Qualität wie in der heilpädagogischen
Betreuung müsse aber gesichert sein.
Frau Nagel wirft ein, hierzu
werde dann aber mehr Raum in den Regel-Kitas benötigt.
Herr Grotendorst erwidert, die
Schaffung von zusätzlichem Raum gehe zunächst von einer Gruppenstärke in der
Regelbetreuung aus. Für den notwendigen zusätzlichen Raumbedarf bei der
Betreuung von Kindern mit erheblicher Behinderung werde in erster Linie die
Absenkung der Regelgruppenstärke verfolgt. Die Schaffung zusätzlicher Räume sei
bei Bestandsgebäuden häufig nur noch schwer realisierbar und mit einem hohen
finanziellen Aufwand verbunden.
Herr Leuders möchte wissen,
wie sich die Anzahl der Gruppen in den letzten Jahren entwickelt habe.
Herr Grotendorst erläutert, allein
in den letzten 5 Jahren seien über 100 Gruppen im Kreisjugendamtsbezirk
hinzugekommen.
Herr Leuders fragt nach, ob
angedacht sei, durch Kooperationen mit ansässigen Firmen mehr betriebliche
Kinderbetreuungsplätze anzubieten.
Herr Grotendorst antwortet, dass
es im Kreis Borken bereits mehrere Kitas mit einem betrieblich orientierten
Angebot gebe. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, würden auch Firmen neue
Wege einschlagen. Hier sei im Vorfeld die Kommune Ansprechpartnerin. Auch gebe
es eine Vorlaufzeit zur Planung von Bedarfen. Hier werde für die mittelfristige
Betreuungsbedarfsplanung auch der Ausbau von Gewerbeflächen und der Wohnungsbau
in den Kommunen beobachtet.
Frau Tanjsek erinnert sich,
dass auch im Arbeitskreis schon über die Einrichtung einer Betreuung für die
Kinder der Kreisbeschäftigten gesprochen worden sei. Im Landtag würde die
Kinderbetreuung für die Abgeordneten gut angenommen werden.
Frau
Grave-Möllmann weist darauf hin, dass es aus Sicht der Gleichstellung weiterhin
wichtig sei, das Angebot einer U-3-Betreuung im Kreishaus zu verfolgen.
Allerdings hätten durch die Pandemie und deren Folgen sowie durch räumliche
Engpässe in der Verwaltung andere Prioritäten gesetzt werden müssen.
Herr Grotendorst verweist hier auf
das Angebot der Sommerferienbetreuung für die Kinder der Kreisbediensteten, das
sehr gut angenommen werde. Für die Einrichtung einer Kreis-Kita oder
Großtagespflegestelle sei zudem der örtliche Jugendhilfeträger, also das
Jugendamt der Stadt Borken, zuständig.
Frau Tanjsek möchte wissen, ob
ein Rückgang der Betreuungspersonen in diesem Bereich zu verzeichnen sei.
Herr Grotendorst erwidert, im
Gegenteil, es sei zu einem starken Zuwachs an Betreuungspersonal gekommen.
Allerdings würden die personellen Bedarfe sehr schnell wachsen, so dass
eigentlich noch eine größere Anzahl an Betreuungspersonen benötigt werde.
Herr Möllenkotte fragt nach, wie
viel Prozent der Elternbeitrag bei der Abrechnung eines Betreuungsplatzes
ausmachen würde.
Herrn Grotendorst antwortet, der
gesetzlich angestrebte Teil des Elternbeitrages würde 16 % betragen, aber im
Kreisjugendamtsbezirk belaufe er sich tatsächlich auf ca. 11 %.
Frau Hendriks fragt zu Folie
13, Punkt Kindertagespflegeplätze, nach, wie viele Personen derzeit in
Ausbildung seien.
Herr Grotendorst erläutert, dass
die Qualifizierung auf das neue umfangreichere Qualifikationshandbuch
umgestellt worden sei. In dem ersten Kurs in Ahaus würden zurzeit ca.15
Personen ausgebildet, ein weiterer Kurs werde in Bocholt starten.
Herr Möllenkotte möchte wissen,
wie die Altersvorsorge der Tagespflegepersonen geregelt sei.
Herr Grotendorst antwortet, dass
der Kreis Borken die entsprechenden Beiträge zur Rentenversicherung zur Hälfte
übernehme und darüber hinaus für jede Tagespflegeperson auf Wunsch ein
Riester-Renten-Vertrag mit einer hälftigen Förderung abgeschlossen werden
könne. Auch die Kranken- und Pflegeversicherung werde vergleichbar zu
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zur Hälfte übernommen. Die
Unfallversicherungsbeiträge würden vollständig finanziert.
Frau Lentfort möchte wissen,
von welchen Trägern die Kitas im Kreisjugendamtsbezirk betrieben würden.
Herr Grotendorst verweist auf
Folie 19 seiner Präsentation.
In Bezug auf Folie 32 „Brückenprojekte“ für Kinder
aus Flüchtlingsfamilien berichtet Frau
Lentfort aus ihrer Erfahrung, dass ein 3-jähriges Kind aus der Ukraine im
Kindergarten auf einen freien Platz angemeldet worden sei, diesen aber aufgrund
des „Brückenprojektes“ nicht hätte einnehmen dürfen.
Hierzu führt Herr
Grotendorst aus, für Flüchtlingskinder gebe es diese alternative
Betreuungsform für die erste Zeit in Deutschland (Landesförderungsprogramm).
Bei umfangreicheren Bedarfen, wie z.B. bei Erwerbstätigkeit der Eltern oder bei
Vorschulkindern, werde eine Betreuung in Kita und Kindertagespflege angeboten,
ansonsten sei das Brückenprojekt vorrangig.
Frau Demes bedankt sich bei
Herrn Grotendorst für die ausführlichen und interessanten Ausführungen.