Sitzung: 25.10.2023 Arbeitskreis für die Gleichstellung von Frau und Mann
Frau Terhorst entschuldigt Frau Heggemann, die
heute beruflich verhindert ist, und stellt anhand einer
Power-Point-Präsentation (Anlage 1) die Arbeit der Beratungsstelle und
Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt des Vereins „frauen für frauen e.V.“ im
Kreis Borken vor.
Frau Terhorst erläutert, dass
es im Kreis Borken eine Frauenschutzwohnung in Gronau sowie das Frauenhaus in
Bocholt gebe. Frauen aus dem Kreis Borken, die Schutz benötigten, würden aber
meistens in Frauenhäuser außerhalb des Kreises Borken vermittelt. Hierzu könne
eine Internetseite des Landes NRW aufgerufen werden, die freie Frauenhausplätze
mit Hilfe eines Ampelsystems ausweise.
Frau Lentfort merkt an, sie habe
Kenntnis von einer Frauenschutzwohnung im St. Antonius-heim in Vreden erhalten.
Frau Terhost antwortet, dass
der Verein „frauen für frauen e.V.“ zwar davon wisse, diese Wohnung aber noch
nicht in Anspruch genommen habe.
Frau Paßerschroer ergänzt, dass es
sich ihrer Kenntnis nach bei dieser Einrichtung nicht um eine vom Land NRW
anerkannte und geförderte Frauenschutzeinrichtung handele, sondern um eine
Unterbringungsmöglichkeit für überwiegend wohnungslose, teils auch von Gewalt
betroffene Frauen.
Frau Pohl möchte wissen, ob
sich auch Frauen, die von Genitalverstümmelung betroffen seien, an die
Beratungsstelle wenden würden.
Frau Terhorst erwidert, sie
könne nicht ausschließen, dass unter den hilfesuchenden Frauen auch Frauen mit
Genitalverstümmelungen seien, dies sei aber bisher nicht der Hauptgrund für die
Kontaktierung der Beratungsstelle gewesen.
Frau Niemeyer gibt an, sie habe
aus den Medien erfahren, dass es für bedrängte Frauen die Möglichkeit gebe,
mittels eines Handzeichens Hilfe zu erfahren. Sie möchte wissen, ob diese Form
des Hilfesuchens auch im Kreis Borken angewendet werde.
Frau Terhorst antwortet, sie
halte es für unwahrscheinlich, dass dieses Handzeichen als Hilfeersuchen
erkannt werde. Daraufhin erläutert sie das im Moment bei der Beratungsstelle
anlaufende Projekt „Luisa ist hier!“
Dieses sei ein Hilfsangebot für Frauen und Mädchen
bei sexueller Belästigung. Die Kampagne sei im Dezember 2016 vom Münsteraner
Frauen-Notruf gestartet worden. Luisa sei ein Hilfsangebot für Frauen in der
Partyszene, die aus einer unangenehmen Situation heraus möchten. Mit der Frage
„Ist Luisa hier?“ könnten sich Frauen ans Personal wenden und bekämen
unmittelbar und diskret Hilfe. Die Frau entscheide selbst, welche
Hilfemöglichkeit sie in Anspruch nehmen wolle, z.B. ein Taxi oder Freunde bzw.
Freundinnen rufen. Der Verein bereite derzeit die Öffentlichkeitsarbeit, u.a.
durch Plakate für Discotheken und Gaststätten, vor.
Zur Ausbildung der Mitarbeiterinnen der
Beratungsstelle zur Psychosozialen Prozessbegleiterin möchte Frau Nagel wissen, warum dieses Angebot
noch so wenig von den hilfesuchenden Frauen in Anspruch genommen werde.
Frau Terhorst führt hierzu aus,
dieser Trend sei bundesweit zu verzeichnen. Sie gehe davon aus, dass diese
intensive Form der Begleitung der Opfer vor, während und nach der
Hauptverhandlung vielen Menschen noch nicht bekannt sei. Hier müsse noch viel
Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden.
Anhand eines realen Fallbeispiels geht Frau Terhost auf das Thema „Toxische
Beziehungen“ ein. In der Medizin bedeute „toxisch“ stark gesundheitsschädlich,
giftig. Übertragen werde es bei extremen Beziehungen und Kontakten mit der
Bedeutung schädlich, gefährlich.
Gemeint sei eine Form von häuslicher Gewalt, bei
der eine beteiligte Person die andere systematisch unterdrücke, um langfristig
Kontrolle über sie zu haben.
Frau Lentfort ergänzt, für sie
sei der Begriff „toxisch“ die Bezeichnung für eine Beziehung, in der ein
Ungleichgewicht zwischen zwei Personen bestehe. In vielen Fällen handele es
sich um narzisstische Menschen, die auf sich selbst fokussiert seien und ihre
eigenen Interessen über die der anderen stellten.
Frau Terhorst bringt hier eine
neue Bezeichnung für solche Beziehungen ein: „Love Bombing.“ Forscherinnen und
Forscher hätten herausgefunden, dass die Manipulationstechnik „Love Bombing“
häufig von Menschen und vermehrt von Männern angewandt werde, die narzisstische
Persönlichkeitsmerkmale aufwiesen oder unter Bindungsangst litten. Es handle
sich hierbei um eine manipulative Beziehungstaktik, bei der jemand von einem
„Love Bomber“ mit Aufmerksamkeiten, Geschenken und Komplimenten regelrecht
überschüttet werde. Sobald der „Love Bomber“ merke, dass er die Person für sich
gewonnen habe, ende die Love- Bombing-Phase. Nun stehe die Beziehung vor einer
Weggabelung. Entweder landeten die beiden Personen in einer toxischen Beziehung
oder aber es komme zum Kontaktabbruch. Wie in dem Fallbeispiel dargelegt gehe
es um Macht, Unterdrückung, psychische Manipulation, emotionalen Missbrauch bis
hin zu sexuellen Missbrauch und häuslicher Gewalt.
Frau Lentfort äußert sich sehr
erschrocken darüber, dass die juristische Aufarbeitung in solch extremen Fällen
so lange dauere. Sie fragt nach, ob denn die Frauenberatungsstelle über
kurzfristig zu belegende Räumlichkeiten verfüge.
Frau Terhorst erwidert, solche
Räumlichkeiten stünden dem Verein nicht zur Verfügung. Die Beraterinnen würden
die Hilfesuchenden dann weiterleiten.
Herr Möllenkotte fragt nach, ob es
eine statistische Auswertung der Wohnungsorte der hilfesuchenden Frauen gebe.
Frau Terhorst verweist auf den
Jahresbericht, welcher auf der Internetseite des Vereins
(www.frauenfuerfrauen-ahaus.de) einsehbar sei.
Frau Demes bedankt sich für
die aufschlussreichen Ausführungen. Sie sei voller Anerkennung für den
Arbeitseinsatz, die Einstellung und die Motivation, mit der die
Mitarbeiterinnen des Vereins „frauen für frauen e.V.“ im Kreis Borken als
Frauenberatungsstelle und Fachstelle für sexualisierte Gewalt tätig seien.