Frau Terhorst entschuldigt Frau Heggemann, die heute beruflich verhindert ist, und stellt anhand einer Power-Point-Präsentation (Anlage 1) die Arbeit der Beratungsstelle und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt des Vereins „frauen für frauen e.V.“ im Kreis Borken vor.

Frau Terhorst erläutert, dass es im Kreis Borken eine Frauenschutzwohnung in Gronau sowie das Frauenhaus in Bocholt gebe. Frauen aus dem Kreis Borken, die Schutz benötigten, würden aber meistens in Frauenhäuser außerhalb des Kreises Borken vermittelt. Hierzu könne eine Internetseite des Landes NRW aufgerufen werden, die freie Frauenhausplätze mit Hilfe eines Ampelsystems ausweise.

Frau Lentfort merkt an, sie habe Kenntnis von einer Frauenschutzwohnung im St. Antonius-heim in Vreden erhalten.

Frau Terhost antwortet, dass der Verein „frauen für frauen e.V.“ zwar davon wisse, diese Wohnung aber noch nicht in Anspruch genommen habe.

Frau Paßerschroer ergänzt, dass es sich ihrer Kenntnis nach bei dieser Einrichtung nicht um eine vom Land NRW anerkannte und geförderte Frauenschutzeinrichtung handele, sondern um eine Unterbringungsmöglichkeit für überwiegend wohnungslose, teils auch von Gewalt betroffene Frauen.

Frau Pohl möchte wissen, ob sich auch Frauen, die von Genitalverstümmelung betroffen seien, an die Beratungsstelle wenden würden.

Frau Terhorst erwidert, sie könne nicht ausschließen, dass unter den hilfesuchenden Frauen auch Frauen mit Genitalverstümmelungen seien, dies sei aber bisher nicht der Hauptgrund für die Kontaktierung der Beratungsstelle gewesen.

Frau Niemeyer gibt an, sie habe aus den Medien erfahren, dass es für bedrängte Frauen die Möglichkeit gebe, mittels eines Handzeichens Hilfe zu erfahren. Sie möchte wissen, ob diese Form des Hilfesuchens auch im Kreis Borken angewendet werde.

Frau Terhorst antwortet, sie halte es für unwahrscheinlich, dass dieses Handzeichen als Hilfeersuchen erkannt werde. Daraufhin erläutert sie das im Moment bei der Beratungsstelle anlaufende Projekt „Luisa ist hier!“

Dieses sei ein Hilfsangebot für Frauen und Mädchen bei sexueller Belästigung. Die Kampagne sei im Dezember 2016 vom Münsteraner Frauen-Notruf gestartet worden. Luisa sei ein Hilfsangebot für Frauen in der Partyszene, die aus einer unangenehmen Situation heraus möchten. Mit der Frage „Ist Luisa hier?“ könnten sich Frauen ans Personal wenden und bekämen unmittelbar und diskret Hilfe. Die Frau entscheide selbst, welche Hilfemöglichkeit sie in Anspruch nehmen wolle, z.B. ein Taxi oder Freunde bzw. Freundinnen rufen. Der Verein bereite derzeit die Öffentlichkeitsarbeit, u.a. durch Plakate für Discotheken und Gaststätten, vor.

Zur Ausbildung der Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle zur Psychosozialen Prozessbegleiterin möchte Frau Nagel wissen, warum dieses Angebot noch so wenig von den hilfesuchenden Frauen in Anspruch genommen werde.

Frau Terhorst führt hierzu aus, dieser Trend sei bundesweit zu verzeichnen. Sie gehe davon aus, dass diese intensive Form der Begleitung der Opfer vor, während und nach der Hauptverhandlung vielen Menschen noch nicht bekannt sei. Hier müsse noch viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden.

Anhand eines realen Fallbeispiels geht Frau Terhost auf das Thema „Toxische Beziehungen“ ein. In der Medizin bedeute „toxisch“ stark gesundheitsschädlich, giftig. Übertragen werde es bei extremen Beziehungen und Kontakten mit der Bedeutung schädlich, gefährlich.

Gemeint sei eine Form von häuslicher Gewalt, bei der eine beteiligte Person die andere systematisch unterdrücke, um langfristig Kontrolle über sie zu haben.

Frau Lentfort ergänzt, für sie sei der Begriff „toxisch“ die Bezeichnung für eine Beziehung, in der ein Ungleichgewicht zwischen zwei Personen bestehe. In vielen Fällen handele es sich um narzisstische Menschen, die auf sich selbst fokussiert seien und ihre eigenen Interessen über die der anderen stellten.

Frau Terhorst bringt hier eine neue Bezeichnung für solche Beziehungen ein: „Love Bombing.“ Forscherinnen und Forscher hätten herausgefunden, dass die Manipulationstechnik „Love Bombing“ häufig von Menschen und vermehrt von Männern angewandt werde, die narzisstische Persönlichkeitsmerkmale aufwiesen oder unter Bindungsangst litten. Es handle sich hierbei um eine manipulative Beziehungstaktik, bei der jemand von einem „Love Bomber“ mit Aufmerksamkeiten, Geschenken und Komplimenten regelrecht überschüttet werde. Sobald der „Love Bomber“ merke, dass er die Person für sich gewonnen habe, ende die Love- Bombing-Phase. Nun stehe die Beziehung vor einer Weggabelung. Entweder landeten die beiden Personen in einer toxischen Beziehung oder aber es komme zum Kontaktabbruch. Wie in dem Fallbeispiel dargelegt gehe es um Macht, Unterdrückung, psychische Manipulation, emotionalen Missbrauch bis hin zu sexuellen Missbrauch und häuslicher Gewalt.

Frau Lentfort äußert sich sehr erschrocken darüber, dass die juristische Aufarbeitung in solch extremen Fällen so lange dauere. Sie fragt nach, ob denn die Frauenberatungsstelle über kurzfristig zu belegende Räumlichkeiten verfüge.

Frau Terhorst erwidert, solche Räumlichkeiten stünden dem Verein nicht zur Verfügung. Die Beraterinnen würden die Hilfesuchenden dann weiterleiten.

Herr Möllenkotte fragt nach, ob es eine statistische Auswertung der Wohnungsorte der hilfesuchenden Frauen gebe.

Frau Terhorst verweist auf den Jahresbericht, welcher auf der Internetseite des Vereins (www.frauenfuerfrauen-ahaus.de) einsehbar sei.

Frau Demes bedankt sich für die aufschlussreichen Ausführungen. Sie sei voller Anerkennung für den Arbeitseinsatz, die Einstellung und die Motivation, mit der die Mitarbeiterinnen des Vereins „frauen für frauen e.V.“ im Kreis Borken als Frauenberatungsstelle und Fachstelle für sexualisierte Gewalt tätig seien.