Betreff
Elternbriefe
Vorlage
0024/2005
Art
Beschlussvorlage öffentlich

Der Kreisjugendhilfeausschuss stimmt der Konzeption zum Versand von Elternbriefen zu und beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung.


Rechtsgrundlage:

 

§ 16 SGB VIII


Sachdarstellung:

 

Was sind / Was leisten Elternbriefe?

 

Die Elternbriefe wurden 1975 vom Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. (ANE) - Berlin zur Förderung der Erziehung in der Familie entwickelt.

 

In den Elternbriefen werden alle wichtigen Entwicklungsschritte des Kindes während der ersten acht Lebensjahre beschrieben und mögliche Konflikte im Erziehungsalltag geschildert. Insgesamt gibt es 46 Elternbriefe, die die Eltern während dieser Zeit begleiten:

 

           1. Lebensjahr

   12 Briefe

2. und 3. Lebensjahr

 je 6 Briefe

4. und 5. Lebensjahr

 je 4 Briefe

           6. Lebensjahr

     6 Briefe

7. und 8. Lebensjahr

 je 4 Briefe

 

Weil jedes Kind, jede Familie anders ist, bieten Elternbriefe keine Patentrezepte. Sie regen zum Nachdenken über pädagogische und psychologische Zusammenhänge an und tragen so zu einem besseren Verständnis des Kindes bei.

 

Sie sind kurz und übersichtlich. Jeder Brief ist in mehrere Abschnitte gegliedert. Dadurch sprechen die Elternbriefe auch Eltern an, die sonst wenig lesen. Die Elternbriefe kommen per Post ins Haus – einzeln und immer entlang dem Alter des Kindes, genau dann, wenn Eltern sie brauchen. Dadurch werden die Elternbriefe zu einem verlässlichen Begleiter im Familienalltag. Sie richten sich an alle die, die Kinder erziehen: An Paare und Alleinerziehende, an getrennt lebende Eltern, Adoptiv-Eltern, Eltern mit behinderten Kindern und Großeltern. Die Briefe eignen sich auch hervorragend für die Elternarbeit in Kinderbetreuungseinrichtungen.

 

Die Elternbriefe beruhen auf

¨       neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie,

¨       der Mitarbeit von Fachleuten wie Pädagogen/innen, Kinderärzten/innen, Erziehern/innen, Familientherapeuten/innen, Psychologen/innen (die meisten selbst Eltern) und

¨       vielen Anregungen von Eltern, die dem ANE regelmäßig schreiben, oder anrufen.

 

Die Entwicklung wurde von einem Beirat begleitet, in dem Mitarbeiter/innen von Jugendämtern, der Landesbehörden fast aller Bundesländer und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vertreten waren. Dadurch konnte sichergestellt werden, dass die Texte verschiedene länderspezifische Gegebenheiten und wichtige Bestimmungen des Jugend- und Familienrechts berücksichtigen. Um alltagsbezogen und aktuell zu bleiben, werden die Elternbriefe regelmäßig überarbeitet.

 

Bereits im April 1997 wurden jährlich rund 3 Mio. Elternbriefe versandt; rund 200 Städte, Gemeinden, Landkreise beteiligen sich am Elternbrief-Programm.

 


 

Welchen Inhalt haben Sie?

 

Elternbriefe informieren Eltern eines Kindes über (fast) alles, was sie über Erziehung wissen wollen:

 

¨                   Warum Babys schreien

¨                   Durchschlafen kann man lernen

¨                   Wenn Sie Ihr Kind allein erziehen wollen

¨                   Sind andere Babys schon weiter?

¨                   Vom Greifen zum Begreifen

¨                   Zweisprachig aufwachsen

¨                   Welche Betreuung für mein Kind?

¨                   Unser Kind ist behindert

¨                   Wenn das Geld nicht reicht

¨                   Wenn noch ein Baby kommt

¨                   Was heißt verwöhnen?

¨                   Wenn Eltern sich trennen

¨                   Wenn Geschwister sich streiten

¨                   Spiele und Unternehmungen für die ganze Familie

¨                   Essen mit Lust – und ohne Stress!

¨                   Abschied von der Windel

¨                   Berufstätige Eltern mit Kind: Organisation ist alles

¨                   Wenn Ihr Kind ins Krankenhaus muss

¨                   Mit drei Jahren schon fernsehen?

¨                   Trotz: In hilfloser Wut

¨                   Es geht auch ohne Klaps

¨                   Freizeit mit Gameboy und Co.?

¨                   Hilfe bei sexuellem Missbrauch

¨                   Sich in der Schule wohl fühlen

¨                   Mit der Selbständigkeit wächst das Selbst-vertrauen

¨                   U.v.m.

 

 

Als Anlage sind exemplarisch 3 Elternbriefe aus verschiedenen Altersklassen (Säuglings-, Kleinkind- und Schulalter) beigefügt.

 

Warum sollten wir die Elternbriefe nutzen?

 

Mit dem Elternbriefprogramm steht dem Fachbereich Jugend und Familie ein bewährtes, fortlaufend aktualisiertes Angebot zur Verfügung, das dem Geist des KJHG und seinen Zielsetzungen – junge Familien zu stützen, zu fördern und zu entlasten – in idealer Weise entspricht. Insbesondere im Rahmen der Leistungen zur „Allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie“ (§ 16 KJHG) stellen Elternbriefe eine Basisbetreuung durch den Fachbereich Jugend und Familie dar.

 

Der Fachbereich Jugend und Familie sieht fünf gute Gründe für die Elternbriefe, die von der ANE gestützt werden:

 

1.              Elternbriefe beugen vor

 

 

Sie tragen zu einem besseren Verständnis des Kindes bei und fördern die Partnerschaft der Eltern. Sie befähigen Eltern zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe und regen an zur Mitarbeit in Erziehungsinstitutionen. Die Briefe weisen frühzeitig auf mögliche Krisen hin und zeigen Wege zu ihrer Bewältigung auf – damit aus Erziehungsschwierigkeiten keine Aktenvorgänge werden.

 

2.              Elternbriefe erreichen alle Eltern

 

 

Sie kommen mit der Post ins Haus. Durch die Briefform fühlen sich Eltern persönlich ange-sprochen. Die regelmäßige Zusendung macht die Elternbriefe zu einem verlässlichen und vertrauten Begleiter im Familienalltag.

 

3.              Elternbriefe sind ein niedrigschwelliges Angebot

 

 

Mit den Elternbriefen stellen wir uns jungen Familien als Partner in Erziehungsfragen vor – ein Partner, der nicht nur und nicht erst in Problemsituationen für sie da ist. Durch regelmäßige Beilagen können wir über unsere Angebote und Leistungen informieren und so dauerhaft Kon-takt halten. Dadurch wird die Akzeptanz des Fachbereiches Jugend und Familie gefördert und die Zusammenarbeit mit den Eltern verbessert. Die Elternbriefe werden als willkommene Hilfe im Erziehungsalltag von Eltern hoch geschätzt – davon profitieren auch wir als deren Absender!

 

4.              Elternbriefe helfen, Ressourcen zu bündeln

 

 

Als ein zum frühestmöglichen Zeitpunkt ansetzendes Instrument der Prävention sind die Briefe vielseitig einsetzbar:

¨                   Als Hilfen  zur Erziehung

¨                   Zur Gesundheitsvorsorge

¨                   Zur Gewaltprävention

¨                   Als Basisinformation zur Suchtprophylaxe und zur Vorbeugung von sexuellem Missbrauch

Die Elternbriefe sind nicht nur Leistung im Rahmen des § 16 KJHG, sondern können darüber hinaus auch zur Öffentlichkeitsarbeit, zur Qualitätssicherung sowie zur Jugendhilfeplanung ge-nutzt werden.

Sie unterstützen Einrichtungen der Jugendhilfe in ihrer Aufgabe, die Erziehungsfähigkeit junger Familien zu fördern. Sie stärken die Erziehungskompetenz der Eltern und helfen ihnen, den Familienalltag zu meistern.

Mit den Elternbriefen lässt sich ein ganzheitliches Konzept einer familienbezogenen Arbeit des Fachbereiches Jugend und Familie verwirklichen.

 

5.              Elternbriefe sind preiswert

 

 

Mittel, die früh und zielgenau für die Prävention ausgegeben werden, sind sinnvoll verausgabt und helfen, Kosten für nachsorgende „Reparatur“-Maßnahmen zu sparen.

 

Fazit:

In einer Zeit, in der viele Eltern wirtschaftliche Sorgen oder Zukunftsängste haben und verunsichert sind, brauchen sie Unterstützung und Anregungen. Mit den Elternbriefen helfen wir kompetent und rechtzeitig.

 

 

Umsetzung

 

Die Elternbriefe sollen im Einzelversand an die Eltern verschickt werden. Dieses entspricht der Systematik der Elternbriefe, wie sie vom ANE erläutert wird:

 

„Aber nur im Einzelversand kann ihr besonderer Aufforderungscharakter wirksam werden:

¨             Die Briefe kommen in regelmäßigen Abständen einzeln per Post ins Haus.

¨             Sie wecken immer wieder neu das Interesse und die Aufmerksamkeit der Eltern.

¨             Ihre Texte und Hinweise beziehen sich auf das jeweilige Alter des Kindes.

¨             Eltern haben auf diese Weise die aktuelle Information immer im Blick und zur Hand.

¨             Durch die achtjährige Begleitung wächst das Vertrauen der Eltern in diesen einfühlsamen Ratgeber und zugleich in ihre eigene Kompetenz.“

 

Wenn im Kreis Borken davon ausgegangen wird, dass jedes Jahr 696 Erstgeburten erfolgen, ergäbe sich folgende Anzahl an Briefen pro Jahr:

 

 

 

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Anschreiben incl. 3 Briefe

696

696

696

696

696

696

696

696

696

0-1 Jahre

Briefe 4-12

2.610

6.264

6.264

6.264

6.264

6.264

6.264

6.264

6.264

1-2 Jahre     

Briefe 13-18

 

2.088

4.176

4.176

4.176

4.176

4.176

4.176

4.176

2-3 Jahre     

Briefe 19-24

 

 

2.088

4.176

4.176

4.176

4.176

4.176

4.176

3-4 Jahre      

Briefe 25-28

 

 

 

1.276

2.784

2.784

2.784

2.784

2.784

4-5 Jahre

Briefe 29-32

 

 

 

 

1.276

2.784

2.784

2.784

2.784

5-6 Jahre  

Briefe 33-38

 

 

 

 

 

2.088

4.176

4.176

4.176

6-7 Jahre

Briefe 39-42

 

 

 

 

 

 

1.276

2.784

2.784

7-8 Jahre    

Briefe 43-46

 

 

 

 

 

 

 

1.276

2.784

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

gesamt:

 

3.306

9.048

13.224

16.588

19.372

22.968

26.332

29.116

30.624

 

Prognostisch für die nächsten Jahre ist noch nicht konkret mit einem zu verzeichnenden Geburtenrückgang (bei den Erstgeburten) auszugehen. Dieser wird sich voraussichtlich erst in einigen Jahren abzeichnen.

 

 

Mit welchen Kosten muss gerechnet werden?

 

Die Elternbriefe sind für den Fachbereich Jugend und Familie des Kreises Borken kostenlos, da diese vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW gefördert werden. Gleiches gilt für die Ringbuchmappe.

 

Der Kreis Borken hat die Kosten für die Versendung zu tragen. Neben den Kosten für Briefumschläge und Porto fallen Personalaufwendungen für die Adressverwaltung nur in sehr geringem Umfang an, so dass davon ausgegangen wird, diese Arbeit mit vorhandenem Personal leisten zu können.

 

Die Versendung der Elternbriefe soll wie folgt durchgeführt werden:

 

·         Die Mitteilungen der Geburten erfolgen von den Standesämtern an den Fachbereich Jugend und Familie.

 

·         Der Fachbereich Jugend und Familie versendet ein Glückwunschschreiben zur Geburt an die Eltern inklusive der ersten drei Elternbriefe und der zu den Elternbriefen gehörenden Ringbuchmappe. Über die weiteren Elternbriefe wird informiert und es wird eine Abmeldekarte beigefügt, die bei Nicht-Interesse zurückgeschickt werden kann.

 

·         Die weiteren Elternbriefe bis zum 8. Lebensjahr des Kindes werden zentral über den ANE versandt.

 

Der Versand des Ringbuchhefters mit den ersten drei Elternbriefen ist mit Kosten von etwa 0,60 € pro Kind verbunden. Bei 700 Erstgeburten jährlich entstehen hierfür Kosten von rund 420 €.

 

Der Versand durch den ANE kostet etwa 0,40 €. Damit entstehen prognostisch in den nächsten Jahren folgende Kosten:

 

 Kostenhochrechnung (€)

 

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Anschreiben incl. 3 Briefe

(Versand durch Kreis Borken)

420

420

420

420

420

420

420

420

420

Weitere Elternbriefe

(Versand durch ANE)

1.044

3.341

5.011

6.357

7.470

8.909

10.254

11.368

11.971

gesamt:

 

1.464

3.761

5.431

6.777

7.890

9.329

10.674

11.788

12.391

 

Entscheidungsalternative(n):

Ja

 

Nein

Wenn ja, welche ?

 

Der komplette Eigenversand wäre zwar möglich, aber personalintensiv und daher mit erheblich höheren Kosten verbunden.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Der Budgetentwurf sieht in der Produktgruppe 02.1.3 – Familienförderung – eine Position zur „Förderung der Erziehungskompetenz vor“. Hieraus sollen u. a. auch die Elternbriefe finanziert werden.


Anlagen:

 

3 exemplarische Elternbriefe