1. Es wird zur Kenntnis genommen, dass der Landrat des
Kreises Borken mit dem Projekt „Baumwollexpress“ am Landeswettbewerbs
„Mobil.NRW – Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ teilnimmt.
2. Unter dem Vorbehalt, dass das Projekt als förderfähig
ausgewählt wird, wird die Verwaltung beauftragt, einen bewilligungsfähigen
Förderantrag in Höhe von 75 % der kalkulierten zuwendungsfähigen Kosten
spätestens zum 01.04.2020 zu stellen.
Sachdarstellung:
Der 3. vom Kreistag am 21.02.2019
beschlossene Nahverkehrsplan sieht explizit die Entwicklung einer Verbindung
zwischen Bocholt, Vreden und Gronau und ggf. bis zum Bahnhof in Bad Bentheim
vor.
Der Kreis Borken hat zwischenzeitlich den
Liniensteckbrief der Linie sowie deren Fahrplan in enger Abstimmung mit den am
Linienverlauf des Baumwollexpresses liegenden Kommunen entwickelt. Aktuell
erfolgt die Feinjustierung des Fahrplans, um eine optimale Verknüpfung mit den
bestehenden Bus- und Schienenverbindungen zu erhalten. Die zuvor dargestellten
fachplanerischen Leistungen erbringt für den Kreis Borken der Zweckverband SPNV
Münsterland - Fachbereich Bus (ZVM Bus) zusammen mit dem kommunalen Unternehmen
Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM).
Parallel dazu kümmert sich der Kreis Borken
darum, Fördermöglichkeiten für dieses Projekt zu erhalten. Aktuell hat der
Kreis Borken für das Projekt „Einführung des Baumwollexpresses“ beim
Landeswettbewerb des Ministeriums für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
„Mobil.NRW - Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum“ einen
Wettbewerbsbeitrag eingereicht.
Über den Landeswettbewerb soll u. a. ein
kreisübergreifendes, stündliches ÖPNV-Angebot im Regionalverkehr mit einer
flächendeckender Feinerschließung des Kreises oder zumindest eines Teilraumes
über alternative Bedienformen gefördert werden. Als Betriebszeiten sind 16
Stunden am Tag vorgegeben.
In der 1. Stufe des Wettbewerbs wurden die
Teilnehmer zunächst gebeten, eine Projektskizze bis zum 15.01.2020
einzureichen. Nach Auswahl der Projekte durch eine Jury im Februar 2020 muss
ein bewilligungsfähiger Förderantrag spätestens am 01.04.2020 vorliegen.
Die Projektskizze sieht vor, auf dem
Linienweg Bocholt - Rhede, Borken-Burlo, Südlohn-Oeding, Vreden,
Ahaus-Alstätte, Gronau-Bahnhof - Bad Bentheim eine Schnellbusverbindung mit
einer Streckenlänge von insgesamt 83 km einzurichten. Die Schnellbusverbindung
wird unter der bereits in der Öffentlichkeit bekannten Bezeichnung
Baumwollexpress eingeführt werden. Nach dem eingereichten Konzept wird der
Baumwollexpress die zentralen ÖPNV-Verknüpfungspunkte der Mittelzentren
Bocholt, Vreden, Gronau und Bad Bentheim auf direktem Weg miteinander verbinden
und auf diesem Weg nur wenige weitere, am Linienweg gelegene Haltestellen
anfahren. Die Linie wird daher im Wesentlichen über die B 70 geführt werden.
Der Linienverlauf ist in der beigefügten Planungskarte (Anlage) dargestellt.
Auf diese Weise soll eine attraktive Alternative
zum KFZ für die auf diesem Verkehrskorridor bereits Reisenden geschaffen
werden.
Die Fachhochschule Bocholt wird auf dem
Linienweg des Baumwollexpresses liegen, so dass mit einer verbesserten
ÖPNV-Anbindung auch dieser Standort gestärkt werden soll.
Weitere Vorteile des Baumwollexpresses wären
eine bessere Erreichbarkeit des kulturhistorischen Zentrums (kult), der zum
Klinikverbund Westmünsterland verbundenen Krankenhäuser Vreden und Bocholt
sowie der Berufsschule in Gronau.
Im Wettbewerbsbeitrag wurde darauf
hingewiesen, dass der Baumwollexpress entsprechend den Vorgaben im
Nahverkehrsplan als 2jähriger Probebetrieb geplant sei. Während des
Probebetriebs sei vorgesehen, die Wirtschaftlichkeit des Baumwollexpresses und
seinen weiteren volkswirtschaftlichen Nutzen, wie z. B. dessen festgestellte
CO2-Einsparung, umfassend durch ein Gutachterbüro zu evaluieren. Auf Grundlage
der Evaluation erfolgt dann die politische Entscheidung, ob und in welchem
Umfang der Baumwollexpress weiterbetrieben werden soll.
Nach der Projektskizze gilt folgendes
Bedienungskonzept:
Bedienungskonzept des Baumwollexpresses |
|||
Linienverlauf |
Bedienungszeitraum |
Taktung |
Fahrtenpaare |
Bocholt-Rhede-Borken-Burlo-Südlohn-Oeding,
Ahaus-Alstätte-Vreden-Gronau-Bad Bentheim |
montags - freitags 5:00 - 23:00 Uhr |
T 60 |
18 |
samstags, sonn- und feiertags 6:00 - 23 Uhr |
T 60 |
17 |
Konkret werden nach dem Linienkonzept
folgende Haltestellen angefahren:
Bocholt, Bustreff -
Bocholt, Bahnhof - Bocholt, Fachhochschule -
Rhede, Barloer Str - Rhede Vardingholt, Abzweig Vardingholt -
Borken-Burlo, Kloster - Südlohn-Oeding, Azw. Oeding - Vreden,
Schmitz Cargobull - Vreden, Busbahnhof -
Vreden Lünten, Abzw. Lünten
- Ahaus-Alstätte, Markt -
Gronau, Möllenweg - Gronau, Bahnhof - Bad
Bentheim, Bahnhof
In den Projektskizze wurde auch die gute
Erschließungsqualität der Linie hervorgehoben, die bereits dadurch gesichert
sei, dass der Baumwollexpress an den zentralen ÖPNV-Verknüpfungspunkten der
Mittelzentren Bocholt, Vreden, Gronau und Bad Bentheim halte. Bis auf Vreden
sind diese Verknüpfungspunkte sogar an die Schiene angebunden.
Die Erschließung der letzten Meile werde in
jedem Fall durch den Radverkehr gesichert sein, so dass alle Haltestellen mit
Fahrradabstellanlagen ausgestattet sein werden. Darüber hinaus soll ein
Bikesharing-Angebot an den Haltestellen mit vielen Ein- und Ausstiegen
vorgehalten werden.
Auf die neue Schnellbuslinie soll besonders
zu Beginn der Einführung über ein breit angelegtes Marketing aufmerksam gemacht
werden. Das Marketingkonzept soll durch ein externes Marketingbüro erstellt und
umgesetzt werden. Hierzu wird auch ein zielgruppenorientiertes Marketing, z. B.
für Berufspendler und Studentinnen und Studenten gehören. Auch der weitere
Betriebsverlauf soll durch Marketingaktionen flankiert werden.
Insgesamt wurden folgende Kosten kalkuliert:
Gutachterkosten,
Leistungsbeschreibung Bestellsoftware |
10.000 € |
Marketingkosten |
60.000 € |
Betriebskostenzuschuss
Baumwollexpress |
1.800.000 €/ Jahr |
Bestellsoftware
Bikesharing |
50.000 € |
Gutachterkosten
für die Fahrgastzählung und -befragung sowie der Evaluation der Linie |
60.000 € |
Gesamtkosten
(Probebetrieb 2 Jahre) |
3.780.000 € |
Gesamtkosten
(Probetrieb 2 Jahre und Vorbereitung/Beginn des Regelbetriebs 1 Jahr) |
5.580.000 € |
Anhand der
Auswertung der Telefonica-Mobilfunkdatenauswertung konnten pro Woche ca.
190.000 Reisende als potentielle Nutzer in den Gebieten ermittelt werden. Die
Datenauswertung ist als Anlage beigefügt.
Der Fördersatz der
zuwendungsfähigen Kosten beträgt 75 % der Kosten. Die maximale Zuwendung
beträgt 5 Millionen Euro für ein Projekt.
Der Kreis Borken
hat damit einen Eigenanteil von 25 % der Kosten zu tragen.
Entscheidungsalternativen:
Ja.
Der Landrat soll nicht beauftragt werden,
einen bewilligungsfähigen Förderantrag in Höhe von 75 % der kalkulierten
zuwendungsfähigen Kosten spätestens zum 01.04.2020 zu stellen.
Finanzielle Auswirkungen:
Die Erträge und
Aufwendungen sind nicht in die Planung des Haushaltes 2020 ff. eingeflos-sen.
Der Aufwand ist im
laufenden Budget finanziert:
Nein. Siehe oben.
Es entstehen
Folgewirkungen, die eine Veränderung des Budgets in Folgejahren verursachen:
Ja. Siehe oben.
Aussage zur
Klimafolgenabschätzung:
Sollte das Projekt als förderfähig ausgewählt werden und dementsprechend zu einer Um-setzung kommen, so könnte es durch den Projektbetrieb des „Baumwollexpresses“ zu einer Zunahme der Fahrgastzahlen im ÖPNV und somit zu einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs führen.