Der Ausschuss für Sicherheit und
Ordnung stimmt zu, die Nutzung der Notruffunktion über den Digitalfunk zu
forcieren. Die Verwaltung soll Ende 2022 über das Thema wieder berichten.
Rechtsgrundlage:
./.
Sachdarstellung:
Die Verwaltung ist mit Beschluss des Ausschusses für Sicherheit und
Ordnung vom 27.01.2021 beauftragt worden
a) Den Einsatz
digitaler Meldeempfänger im Rettungswesen zu prüfen und dabei Erfahrungen aus
dem Kreis Siegen Wittgenstein einzuholen
b) Die mit dem
Einsatz verbundenen Kosten zu ermitteln
c) Einen Vorschlag
zum weiteren Vorgehen zu unterbreiten
Um den Prüfauftrag bearbeiten zu können sind
u. a. Gespräche
-
mit dem Leiter der Leitstelle im Kreis
Siegen-Wittgenstein
-
einem Vertreter des einzigen Anbieters derartiger
digitaler Meldeempfänger
-
mehreren Wachleitern der Rettungswachen im Kreis
Borken
geführt worden.
zu a) – Erfahrungen Kreis
Siegen-Wittgenstein -
Im August 2020 wurden im Kreis
Siegen-Wittgenstein die Rettungswagen (RTW) und Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF)
mit sog. SOS-Meldern ausgestattet.
Zum Schutz der Mitarbeiter/innen im
Rettungsdienst bei Übergriffen wurden digitale Meldeempfänger (DME) beschafft,
welche über eine SOS-Funktion verfügen. Je RTW und NEF wurde ein DME mit
Notruffunktion beschafft. Über diese digitalen Meldeempfänger können die
Einsatzkräfte alarmiert werden und im Bedarfsfall einen Notruf an die
Leitstelle absetzen. Derzeit gibt es nur einen Anbieter auf dem Markt, welcher
digitale Meldeempfänger mit einer Notruffunktion für den Rettungsdienst
anbietet.
Die Meldeempfänger sind mit GSM-Karten
ausgestattet und können so über das Mobilfunknetz einen Notruf absetzen. Der
Alarm erfolgt still, d.h. der mögliche Gefährder erhält keine Kenntnis über den
Notruf.
Die Notruftaste an dem Melder muss 5
Sekunden gedrückt werden. Anschließend läuft der Notruf in einem SOS-Portal des
Herstellers auf und wird automatisch an die Leitstelle weitergeleitet.
Die Weiterleitung des Notrufes kann per SMS,
Mail oder Anruf erfolgen. Der Notruf enthält u.a. die letzte Position des DME.
Die Weiterleitung des Notrufes kann auch an verschiedene Empfänger (z.B.
Leitstelle für Feuerschutz und Rettungsdienst oder auch an die Leitstelle der
Polizei erfolgen) erfolgen.
Nach Eingang des Notrufes entscheidet die
Leitstelle dann über ggfls. notwendige Maßnahmen, z.B. direkte Entsendung der
Polizei, Rückfrage bei der Besatzung.
Mit der Aussendung des Notsignals werden automatisch
auch die aktuellen GPS-Positionsdaten übermittelt.
Eine Rückfrage beim Leiter der Leitstelle
des Kreises Siegen-Wittgenstein zu den Erfahrungen ergab folgende Punkte:
·
Die Notruffunktion der Melder wurde bisher kaum
genutzt.
- Bei den bisherigen Alarmierungen handelte es sich bei nahezu 100
Prozent um Fehlermeldungen.
- Die verwendeten Melder haben nur eine sehr geringe Akkulaufzeit
(ca. 1,5 Tage).
- Aus dem Fahrzeug heraus gibt es Sendeprobleme der GPS-Signale.
Zu b) – Kosten –
Die Einführung von
digitalen Meldeempfängern mit Notruffunktion im Rettungsdienst des Kreises
Borken würde nachfolgende Kosten verursachen. Bei der Berechnung der Kosten
wurde jeweils 1 Melder pro Rettungsmittel (Notarzteinsatzfahrzeug,
Rettungswagen, Krankentransportwagen) berücksichtigt.
Anschaffungskosten / Herstellungskosten
33 Fahrzeuge
(RTW, NEF und KTW) je 1 Melder pro Fahrzeug ca. 714,00 € je
Melder inkl. Tasche und Programmierung |
23.562,00 € |
Einrichten des Notruf Account |
150,00 € |
Aufschaltung der Melder im SOS-Portal des
Anbieter je Melder |
1.375,00 € |
Schulungskosten (1/2 Tag) |
580,00 € |
Anschaffungskosten / Herstellungskosten (brutto) |
25.667,00
€ |
lfd. Kosten (jährlich / Mindestvertragslaufzeit 1
Jahr)
Nutzungspauschale
je Lizenz / Monat 5,40 € |
2.138,40 € |
GSM-Datentarif M2M je Melder / Monat 2,50 € |
990,00 € |
jährliche
Kosten (brutto) |
3.128,40
€ |
Die Ausstattung aller
im Rettungsdienst eingesetzten hauptamtlichen Kräften würden Anschaffungskosten
in Höhe von ca. 61.000 € verursachen. Die laufenden Kosten würden jährlich ca.
7.600,00 € betragen.
Nicht
berücksichtigt sind dabei Kosten für ehrenamtliches Personal der Rettungswachen
und der Hilfsorganisationen (DRK, JUH, etc.).
Zusätzlich müsste
noch eine Schnittstelle zum Einsatzleitsystem der Leitstelle für Feuerschutz
und Rettungsdienst programmiert werden (Kosten. ca. 15.000 € – 20.000 €).
Digitale
Meldeempfänger ohne Notruffunktion inkl. Tasche und Programmierung kosten
377,00 € je Stück. Laufende Kosten entstehen nicht. Diese Melder sind bereits
im Einsatz.
Zu c) – Weiteres
Vorgehen -
Seit der
Entscheidung des Kreises Siegen-Wittgenstein zum o.a. System haben sich weitere
Möglichkeiten ergeben. U.a. ist
mittlerweile die Notruffunktion im Digitalfunk freigeschaltet.
Alle
Einsatzfahrzeuge des Rettungsdienstes sind mit Digitalfunktechnik ausgestattet.
Die Ausstattung umfasst ein sog. MRT (ein festverbautes Digitalfunkgerät) und
ein sog. HRT (mobiles Digitalfunkgerät). Die Ausstattung der ehrenamtlichen
Einsatzfahrzeuge z.B. des DRKs ist häufig vergleichbar. Alle Digitalfunkgeräte
im Kreis Borken verfügen über eine Notruftaste. Über diese Taste kann durch die
Besatzungen der Rettungsmittel ein Notruf abgesetzt werden, welche direkt zur
Leitstelle für Feuerschutz und Rettungsdienst des Kreises Borken übermittelt
wird.
Beim Betätigen des
Notrufes werden nachfolgendes Aktionen / Funktionen ausgelöst:
·
Alle
Teilnehmer der aktiven Rufgruppe werden über den Notruf informiert.
·
Verdrängende
Wirkung mit höchster Priorität, d.h. evtl. bestehende Gespräch in dieser
Rufgruppe werden unterbrochen.
·
Der
Notruf erfolgt als stiller Alarm, d.h. der mögliche Gefährder erhält keine
Kenntnis über den Notruf.
·
Alle
Geräusche / Gespräche aus dem Fahrzeug / Umgebung sind für alle Teilnehmer hörbar.
Dadurch können die Leitstelle oder anrückende Kräfte die aktuelle Situation
beurteilen und über weitere Maßnahmen, z.B. Alarmierung der Polizei entscheiden
ggfls. ohne Rückfragen mit Besatzung.
Vergleich digitale Meldeempfänger mit
Notruffunktion (DME) / Notruffunktion über Digitalfunk
Vorteil DME:
·
ein Gerät für Alarmierung und Notruf
·
kein zusätzliches Gerät, welches im Einsatz
mitgeführt werden muss
Nachteil DME:
- Zeitverlust bei Notruf, da ggfls. Rückfragen
notwendig sind
- nach den bisherigen Erfahrzungen ist eine hohe Anzahl von
Fehlalarmierungen anzunehmen
- zusätzliches System für ehrenamtliche Rettungsmittel muss gepflegt
werden (Parallelstrukturen)
- zusätzliche Kosten
Vergleich Notruffunktion über Digitalfunk / digitale
Meldeempfänger mit Notruffunktion (DME) /
Vorteil
Digitalfunk:
·
Handhabung ist bekannt, keine zusätzlichen Geräte /
Funktion
·
ehrenamtlichen Rettungskräfte und HiOrgs verfügen
bereits über diese Technik
·
höhere Ausfallsicherheit und kein Zeitverlust, da
keine Dritten eingebunden werden
·
Direkter Aufbau einer Funkverbindung / Vermeidung
von Rückfragen an die Besatzung. Die Leitstelle hört ab Beginn des Notrufes das
Einsatzgeschehen aktiv mit.
·
keine Investitions- und Betriebskosten
Nachteil
Digitalfunk:
·
Digitalfunkgerät (HRT) muss mitgeführt werden
Die o.g.
Ergebnisse wurden mit mehreren Rettungswachen im Kreis Borken besprochen. Die
Leiter der Rettungswachen begrüßen die Schaffung von Notruffunktionen zum
Schutz der Mitarbeiter/innen. Eine Notwendigkeit zur Anschaffung von digitalen
Meldeempfängern mit einer Notruffunktion wird jedoch nicht gesehen. Vielmehr
sollte die Nutzung der digitalen Funktechnik (HRT) vorangetrieben werden.
Seitens des Kreises Borken als Träger des Rettungsdienstes solle eine
Dienstanweisung zum Mitführen des HRTs verfasst werden. Das Mitführens des HRT
würde auch noch weitere taktische Möglichkeiten eröffnen.
Da sowohl die funktionalen als auch die
finanziellen Bewertungen eindeutig zugunsten der Digitalfunk-Lösung ausfallen,
soll die Nutzung der Notruffunktion über den Digitalfunk weiter forciert
werden.
Entscheidungsalternative(n):
Ja / Nein
Wenn ja, welche ?
Klimafolgen, die sich aus dem Beschluss ergeben, sind
positiv
nicht zu erwarten / sind nicht ersichtlich
nicht wesentlich (z.B. in Folge von Geringfügigkeit, fehlender Unmittelbarkeit, sich weitgehend neutralisierender Wechselwirkungen)
negativ – Klimaschonendere Alternativen
kommen aus Sicht der Verwaltung nicht in Betracht (bei Bedarf Ausführungen durch FE), weil…
werden von der Verwaltung aus folgenden Gründen nicht vorgeschlagen
(z.B.
Wirtschaftlichkeit, Kosten, technische Risiken, Verlässlichkeit, etc.): Ausführungen durch FE