Betreff
Weiterer Umgang mit den RWE-Aktien
Vorlage
0066/2022/KREIS
Art
Beschlussvorlage

Vor dem Hintergrund der in Aussicht gestellten Dividendenzahlungen für das Jahr 2021 und für die folgenden Jahre sowie der positiven Aktienkursentwicklung hält der Kreis Borken bis auf Weiteres seine RWE-Aktien weiter in seinem Bestand. Der Kreistag wird sich erneut mit dem Umgang mit den RWE-Aktien befassen, sobald der Aktienkurs den Wert von 30,00 Euro/Aktie unter- oder den Wert von 50,00 Euro/Aktie überschreitet.

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Rechtsgrundlage:

§ 26 Abs. 1 lit. k) Kreisordnung NRW

§ 3 der Richtlinien für Kapitalanlagen des Kreises Borken

Sachdarstellung:

Der Kreistag hat sich zuletzt am 25.06.2020 (Sitzungsvorlage 0160/2020/KREIS) über den Umgang des Kreises Borken mit den RWE-Aktien beraten und abermals beschlossen, den RWE-Aktienbestand des Kreises Borken nicht zu veräußern. Der Kreistag hat seinerzeit beschlossen, sich wieder mit dem Umgang mit den RWE-Aktien zu befassen, sobald der Aktienkurs den Wert von 26,84 Euro/Aktie unter- oder den Wert von 40,00 Euro/Aktie überschreitet. Zusätzlich hat der Kreistag am 25.06.2020 beschlossen, die RWE-Dividende ab dem Haushaltsjahr 2021 zur Förderung des Klimaschutzes einzusetzen. 

Nachdem der Kurswert der RWE-Aktie in Folge der Corona-Pandemie kurzzeitig bis zu einem Tiefstwert von 21,00 Euro/Aktie am 23.03.2020 sank, stieg der Aktienkurs anschließend aber wieder kontinuierlich und überschritt am 28.02.2022 mit 41,49 Euro/Aktie den Wert von 40,00 Euro/Aktie, so dass gemäß Kreistagsbeschluss eine erneute Befassung mit dem weiteren Umgang mit den RWE-Aktien angezeigt ist. Der Kreis Borken ist mit 318.714 Aktien an der RWE AG beteiligt. Im Jahresabschluss des Kreises Borken zum 31.12.2020 sind die Aktien mit einem Aktienkurs von 30,13 Euro/Aktie bilanziert. Eine Bewertung zum Bilanzstichtag 31.12.2021 steht wegen des noch andauernden Wertaufhellungszeitraums aus. 

Schon in den vergangenen Kreistagssitzungen war zur grundsätzlich positiven Wertentwicklung der RWE-Aktien dargelegt worden, dass maßgeblich die Übertragung der RWE-Anteile an der innogy SE (76,8 Prozent) nach Genehmigung durch die Europäischen Kommission auf E.ON und die Übernahme des Erneuerbare-Energien-Geschäfts von E.ON und innogy SE durch die RWE AG im Herbst 2019 dazu beigetragen haben. Auch die Anfang 2021 unterzeichneten öffentlich-rechtlichen Verträge zwischen der RWE AG und der Bundesregierung hinsichtlich des Ausstieg aus der Kohleverstromung sowie damit verbundener Entschädigungszahlungen haben wesentliche Unsicherheitsfaktoren beseitigt und sich positiv auf den Börsenwert ausgewirkt.

Als inzwischen einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich Erneuerbarer Energien plant die RWE AG in den kommenden Jahren mit einer umfassenden Investitions- und Wachstumsstrategie ihre Energieerzeugung aus regenerativen Energiequellen (Offshore- und Onshore-Wind sowie Solar) noch stärker auszubauen. Gleichzeitig werden erhebliche Investitionen in den Ausbau und die Entwicklung von Speicherkapazitäten und Wasserstoff getätigt. Dies sind grundlegende Voraussetzungen zum Ausbau und zur Stabilisierung der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.

Für das Geschäftsjahr 2021 strebt der RWE-Vorstand eine Dividende von 0,90 Euro/Aktie an. Die mittelfristige Ertragsperspektive ermöglicht des der RWE AG, schon die bestehende Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2022 zu erhöhen. Damit verbunden ist zudem die Planung, für die kommenden Jahre mit einer Mindesthöhe von 0,90 Euro/Aktie steigende Dividenden vorzusehen.

Die jüngste energiepolitische Entwicklung ist zum einen durch die Orientierung der neuen Bundesregierung, die Energiewende zum Treiber für Energieeffizienz, Modernisierung und Innovation bei der Strom- und Wärmeversorgung zu machen, gezeichnet. Zum anderen bringt der aktuelle Ukraine-Krieg eine Diskussion über die Energiesicherheit bei möglicherweise wegfallenden russischen Gaslieferungen mit sich. Dadurch ist die Energiebranche verstärkt in den Fokus der Börsen gerückt. Dabei werden die Diversifizierung der Energieträger und eine noch intensivere Nutzung regenerativer Energien eine erhebliche Bedeutung zu kommen und voraussichtlich den Marktwert der Energieunternehmen positiv beeinflussen.

In den aktuellen Analystenbewertungen empfiehlt die Mehrzahl den Kauf von RWE-Aktien. Die Auswertung von 18 Analystenempfehlungen ergab ein durchschnittlich erwartetes Kursniveau von 48,58 Euro/Aktie. Dabei liegt die Spannweite der Erwartungen bei 64,00 Euro/Aktie in der Spitze und 40,50 Euro/Aktie an der unteren Grenze. Getragen werden diese Erwartungen von der Einschätzung, dass das mittelfristige Gewinnpotenzial der RWE AG und der mittelfristige Markttrend der Aktie positiv zu bewerten sind.

Daher bleibt die Kreisverwaltung in Anbetracht der anhaltend positiven Aktien-kursentwicklung und Analystenmeinungen, den erwartbaren Dividendenzahlungen sowie des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes weiter bei ihrem Vorschlag, die RWE-Aktien bis auf weiteres zu halten und eine erneute politische Beratung im Kreistag vorzunehmen, sobald der Aktienkurs den Marktwert von 30,00 Euro/Aktie unter- oder den Wert von jetzt 50,00 Euro/Aktie überschreitet.

Entscheidungsalternative(n):

·         Der Landrat wird beauftragt, den Aktienbestand des Kreises Borken an der RWE AG unverzüglich oder zu einem festzulegenden Zeitpunkt zu veräußern. Im Zuge dessen wird die Verwaltung beauftragt, dem Kreistag einen Vorschlag zur Nutzung des Verkaufserlöses zur Entscheidung vorzulegen. Bei dem Aktienverkauf handelt es sich zudem nicht um einen ergebnis-, sondern um einen vermögensrelevanten Vorgang. Ein Aktienverkauf erhöht zunächst den Barmittelbestand. Der Teil eines Verkaufserlöses oberhalb des im Jahresabschluss 2020 eingestellten Buchwertes von 30,13 Euro/Aktie muss nach den NKF-Regelungen unmittelbar mit der Allgemeinen Rücklage verrechnet werden und hat damit keine direkte Wirkung auf die Höhe der Kreisumlage.

·        Der Kreistag legt eine andere Aktienkursunter- und -obergrenze fest, bei deren Überschreitung sich der Kreisausschuss erneut mit dem Umgang mit den RWE-Aktien befassen soll.


Finanzielle Auswirkungen:             Ja   Nein

Höhe der finanziellen Auswirkungen:                                                           0,00         

Im Kreishaushalt 2022 sind RWE-Dividendenerträge von 241.449 Euro, die zur Förderung des Klimaschutzes eingesetzt werden sollen, eingeplant.

Anpassung im laufenden Haushalt erforderlich:                     Ja                Nein      

Finanzielle Auswirkungen in Folgejahren:                              Ja                Nein      

Auch in den Folgejahren sind RWE-Dividendenerträge zur Förderung des Klimaschutzes einkalkuliert.


Klimafolgenabschätzung:

Klimafolgen, die sich aus dem Beschluss ergeben, sind

 positiv, siehe Sachdarstellung