Betreff
Fietsenbusse und Freizeitbus im Kreis Borken
Vorlage
0170/2007
Art
Beschlussvorlage öffentlich

Die Verwaltung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den konzessionierten Verkehrsunternehmen im Kreis Borken RVM und WB, das Angebot der Fietsen- und Freizeitbusse im Kreis Borken entsprechend dem vorgelegten Konzept zu erweitern.


Rechtsgrundlage:

- Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr in Nordrhein-Westfalen (ÖPNVG NRW)

- Zweiter Nahverkehrsplan für den Kreis Borken

 


Sachdarstellung:

Der Zweite Nahverkehrsplan für den Kreis Borken sieht als Schwerpunkt der Weiterentwicklung des ÖPNV u.a. die Optimierung der ÖPNV-Marktausschöpfung durch zielgruppenspezifische Angebotsgestaltung vor; Zielgruppen mit Zuwachspotentialen wurden u.a. im Bereich des Freizeitverkehrs gesehen.

Im vergangenen Jahr wurde daraufhin gemeinsam mit der Westfalen Bus GmbH (WB) die neue Linie Freizeitbus F1 zwischen Isselburg und Reken eingerichtet. Zusammen mit dem etablierten Fietsenbus auf der R 76, der zunächst zwischen Borken und Ahaus verkehrte und inzwischen bis nach Gronau erweitert wurde, steht somit bereits ein Grundnetz an Freizeitbussen zur Verfügung.

Der Ausschuss für Verkehr und Bauwesen hat am 13.12.2006 im Rahmen der Maßnahmenplanung die Weiterentwicklung des Fietsenbus-/Freizeitbus-Projektes als mittelfristiges Ziel vorgegeben. Nach dem Tenor der Diskussion sollte vor allem ein einheitliches Konzept für das gesamte Kreisgebiet, das heißt unter Einbeziehung möglichst aller Städte und Gemeinden, entwickelt werden.

Gemeinsames Merkmal der vorhandenen Angebote ist die Fahrradmitnahme auf einem Fahrradanhänger. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen dem Fietsenbus und dem Freizeitbus vor allem bei den Bedienungstagen, bei der Zielgruppenansprache und bei der Linienweggestaltung. Während der Fietsenbus nicht nur sonntags, sondern auch samstags und in den Sommerferien auch täglich den Fahrradanhänger mitführt, verkehrt der Freizeitbus nur an Sonntagen und Feiertagen innerhalb der Sommersaison von Ende April bis Anfang Oktober. Da der Freizeitbus nicht auf einer vorhandenen Linie fährt, sondern die Linie neu geschaffen wurde, ist der zusätzliche Betriebsaufwand erheblich. Dafür war es möglich, mit dem Freizeitbus attraktive Freizeitziele direkt anzufahren; teilweise wurden Haltestellen neu eingerichtet.

Das Marketing des Fietsenbusses ist ausschließlich auf die Zielgruppe der Radfahrer ausgerichtet; der Bus hat aber als Linienbus auch eine Bedeutung für übrige reguläre ÖPNV-Nutzer. Der Freizeitbus hingegen spricht fast ausschließlich Nutzer auf dem Freizeitsektor an: Neben den Radfahrern werden auch Wanderer und Inline-Skater mit gezielten Tourenangeboten geworben. Darüber hinaus werden attraktive Ziele für Kulturinteressierte und Freizeitstättenbesucher bedient.

Grundsatz für das Freizeitbus-Konzept soll die erweiterte Fahrradmitnahme über einen Anhänger bleiben. Möglichst sollen alle Gemeinden in dieses Angebot eingebunden werden. Schließlich ist die Vereinheitlichung der Betriebstage wünschenswert, soweit es finanzierbar ist. Bei dieser Betrachtung sind nicht nur die Betriebskosten und Fahrgeldeinnahmen zu bewerten, sondern auch die weitergehenden Effekte, die dieses Angebot für das Image des Kreises und dessen touristische Attraktivität bietet.

Die Erweiterung des Angebotes im Sinne des bestehenden Freizeitbusses wäre für die touristische Attraktivität sicherlich das Optimum, ist jedoch mit hohem Kostenaufwand verbunden, da alle Fahrten zusätzlich zu leisten sind. Daher wurde bei den Überlegungen zur Ausdehnung des Angebotes zunächst betrachtet, inwieweit vorhandene Kapazitäten, das heißt vorhandene Linienangebote, für den Freizeitverkehr aufgerüstet werden können. Dabei bieten sich die RegioBus-Linien an, die grundsätzlich samstags und sonntags mindestens im Zwei-Stundentakt fahren und die außerdem miteinander in der Fahrplanung verknüpft sind und quasi alle Städte und Gemeinden im Kreisgebiet abdecken.

Nach Absprache mit der Westfalen Bus kann der Betrieb mit Anhänger auf den RegioBus-Linien R63 61 (bisher Linie 761) und R 21 (bisher Linie 721) angeboten werden. Voraussetzung ist die Beschaffung weiterer Hänger und die Ausrüstung der Fahrzeuge mit passenden Kupplungen. Fahrzeugumläufe müssen allenfalls unwesentlich verändert werden. Zusätzliche Betriebskosten entstehen nur in einem geringen Umfang und werden zum Teil durch Fahrgeldmehreinnahmen kompensiert. Für die Investitionen besteht in diesem Jahr noch die Möglichkeit der Landesförderung. Mit diesem Angebot würden dann zusätzlich die Städte Vreden, Gescher und Raesfeld in das Fietsenbus-Netz eingebunden.

Die RVM ihrerseits bietet an, den Schnellbus S 70 mit einem Heckträger zu versehen, so dass etwa 5 Fahrräder befördert werden könnten. Auf diese Weise wäre auch auf der Achse Vreden – Ahaus – Heek – Schöppingen ein Grundangebot an Fahrradbeförderung geschaffen.

Auf der Ost-West-Achse im Süden des Kreises Borken wird vorgeschlagen, zunächst den Freizeitbus mit seinem Konzept mindestens eine Saison weiter zu betreiben, um weitere Erfahrungen zu sammeln und eine fundierte Auswertung vornehmen zu können. Nach einem Betriebsjahr mit gerade mal etwa 30 Betriebstagen ist eine Auswertung derzeit verfrüht. Die Etablierung eines gänzlich neuen Angebotes braucht nach den Erfahrungen allgemein im ÖPNV auch seine Zeit.

Ende 2008 muss dann im Hinblick auf das Betriebsjahr 2009 abgewogen werden, ob sich das Konzept der Freizeitbuslinie im Südkreis bewährt hat und deshalb ausgebaut werden sollte, oder ob stattdessen z.B. die Linien 751 (R 51) und R 74 entsprechend dem Betriebsmodell des heutigen Fietsenbusses angepasst werden können.

Insgesamt zeichnet sich ab, dass eine flächendeckende Versorgung mit Fietsenbussen/ Freizeitbus im Kreisgebiet mit vertretbarem Aufwand möglich ist. Eine vollständige Abdeckung des Kreisgebietes wird das Image des Kreises Borken als Fahrradkreis auch im Hinblick auf den Tourismus stärken. Ganz wesentlich wird zukünftig sein, inwieweit das Angebot „vermarktet“ wird.

Zunächst soll in 2008 die Vermarktung aller Anhängerlinien auf weitere Zielgruppen erweitert werden. Neben der Gruppe der Radfahrer sollen alle Ausflügler in der Region und darüber hinaus (Ruhrgebiet, Holland) angesprochen werden. Dazu ist die Einbindung der touristischen Institutionen zuerforderlich. Gemeinsam mit der Münsterland Touristik bestehen hier Möglichkeiten, in dem stark umkämpften Marktsegment Fahrradtourismus eine hervorragende Position einzunehmen. Angestrebt wird auch, den Zugfahrplan des „Borkeners“ an den wichtigen Knoten um 10.30 Uhr anzupassen. Neben den Touristen, die hier im Kreis Borken Urlaubstage verbringen, dient das Freizeitangebot aber auch den Bürgerinnen und Bürgern des Kreises und ermöglicht eine vielseitige Freizeitplanung.

Auch vor dem Hintergrund eines weiteren mittelfristigen Zieles „Pflege und Weiterentwicklung der Radwege-Infrastruktur und Positionierung des Kreises Borken als „Fahrradfreundlicher Kreis“ spielt der weitere Ausbau des Freizeit- und Fietsenbus-Netzes eine wichtige Rolle.

 

Entscheidungsalternative(n):

Ja

 

Nein

Wenn ja, welche ?

a)         Rücknahme bestehender Angebote

b)         keine Ausweitung der Angebote


Finanzielle Auswirkungen:

Die WB hat den zusätzlichen Betriebsaufwand für die Fahrradmitnahme auf den Linien R 21 und R 61 mit 10.700 € kalkuliert.