Der Kreis Borken beteiligt sich in den Jahren 2008 bis 2010 mit jeweils 25.000 € an dem Projekt „Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland“.
Rechtsgrundlage:
keine
Sachdarstellung:
Der Arbeitsmarkt im Münsterland hat sich im Vergleich zu anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen positiv entwickelt. Das Potential an verfügbaren Arbeitskräften ist jedoch mittlerweile nahezu erschöpft. Qualifizierte Fachkräfte zu finden, gestaltet sich für die Unternehmen über alle Branchen hinweg zunehmend schwieriger. Der demografische Wandel verschärft zukünftig diese Problematik.
Die Frauenerwerbsquote liegt in den Münsterlandkreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf teilweise unter dem Landesdurchschnitt. Eine deutliche Veränderung des Erwerbsverhaltens von Frauen ist aufgrund derzeit noch nicht ausreichender Kinderbetreuungs- oder Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten bislang nicht eingetreten. Die landesweite Zunahme der Erwerbstätigkeit von Frauen in den letzten 20 Jahren trifft in gleichem Ausmaß nicht auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen in den Münsterlandkreisen zu.
Der Umgang mit dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel und das Erfordernis, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an stärker an das Unternehmen zu binden, sind in Zukunft zentrale Herausforderungen für die Unternehmen.
Durch eine familienfreundliche Personalpolitik können Unternehmen im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und Kosten senken, indem sie durch betriebliche Angebote für Beschäftigte während der Elternzeit die Wiedereinstiegskosten und Personalwiederbeschaffungskosten verringern. Die in Studien nachgewiesene höhere Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit familienfreundlichen Unternehmen ist für die Arbeitgeber ein Anreiz im Wettbewerb um knappe Fachkräfte.
Trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist es im Münsterland bisher nur vereinzelt gelungen, kleine und mittlere Unternehmen gezielt anzusprechen, für das Thema „Familienfreundliche Arbeitswelt“ zu sensibilisieren und Unternehmen bei der Einführung familienfreundlicher Rahmenbedingungen zu begleiten.
Hier soll das Projekt „Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland“ (FAMM) unterstützend ansetzen mit dem Ziel, in den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch die Verankerung von familienfreundlichen Arbeitsstrukturen in den Betrieben zu verbessern.
Die Handlungsfelder sind
- Flexible Arbeitszeiten,
- Familiengerechte Arbeitsorganisation (auch Telearbeit),
- Betriebliche Angebote für die Beschäftigten während der Elternzeit,
- Familienunterstützende Maßnahmen zu Betreuungsangeboten,
- Angebote für familiennahe Dienstleistungen.
Vorhandene Förderinstrumente des Landes wie beispielsweise Arbeitszeitberatung, Potentialberatung und Bildungsscheck (seit 02/08 auch für Berufsrückkehrerinnen) sollen für die Umsetzung des Projekts genutzt werden. Zu den Handlungsfeldern im Einzelnen:
- Arbeitszeitflexibilisierung
Flexible Arbeitszeiten rangieren bei den Erwartungen der Beschäftigten an einen familienfreundlichen Betrieb weit oben. Von wachsender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch das Thema „Beschäftigte und Pflegeaufgaben“. Die Möglichkeit, landesgeförderte Arbeitszeitberatung in Anspruch zu nehmen, soll den kleinen und mittleren Unternehmen stärker offeriert werden.
- Familiengerechte Arbeitsorganisation
Familiengerechte Arbeitsstrukturen, auch die Einrichtung von Telearbeitsplätzen, erhöhen die Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Personal- und Organisationsentwicklung sind Themenschwerpunkte im Bereich der Potentialberatungen.
- Betriebliche Angebote für die Beschäftigten während der Elternzeit
Für Beschäftigte in der Elternzeit ist der Kontakt zum Arbeitsplatz von großer Bedeutung, aber auch für die Unternehmen ein wichtiges Instrument zeitgemäßer familienfreundlicher Personalentwicklung. Information und das Angebot von Weiterbildung bewirken, die Wiedereinstiegskosten nach der Elternzeit zu verringern und Personalwiederbeschaffungskosten zu senken, wenn die Beschäftigten im Unternehmen gehalten oder die Elternzeit verkürzt wird.
Das Förderinstrument des Bildungsschecks, das seit dem 01. Februar 2008 auch auf die Berufsrückkehrenden (Frauen, aber auch Männer, die ihren Berufsweg wegen der Betreuung und Erziehung von Kindern unter 15 Jahren oder wegen der Pflege eines Angehörigen für mindestens ein Jahr unterbrochen haben) ausgeweitet wurde, ist als Anreiz für Weiterbildungsangebote während und nach der Elternzeit zu nutzen.
- Familienunterstützende Maßnahmen zu Betreuungsangeboten
Die Verbesserung der
Betreuungsmöglichkeiten ist zentraler Bestandteil einer besseren Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. Das Projekt soll zu einer Vernetzung von Unternehmen mit
bestehenden Angeboten über Betreuungsmöglichkeiten führen.
- Angebote für familiennahe Dienstleistungen
Die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen ist für die Beschäftigten mit unterstützenden Dienstleistungsangeboten zu erleichtern. Unternehmensspezifische Lösungen als Best-Practice-Beispiele sollen während der Projektlaufzeit initiiert und über das Netzwerkmodell multipliziert werden.
Auch die Verbreitung eines münsterlandweiten Zertifikats zur Güte familienfreundlicher Unternehmen ist Projektbestandteil. Das Projekt wird eine den Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen entsprechende Variante des Audits „berufundfamilie“ der Hertie-Stiftung entwickeln und implementieren. Das Gütesiegel bezeugt die Anstrengungen der Region im Themenfeld „Familienfreundliche Arbeitswelt“ und die Nachhaltigkeit der Aktivitäten und wirbt in der Außenwahrnehmung für die Region als attraktiver Wirtschaftsstandort. Die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ist ein weiterer Standortfaktor.
Mit dem Projekt wird insbesondere konkret angestrebt, dass in der Projektlaufzeit
- im Münsterland 70 Unternehmen ein Audit durchlaufen und das angestrebte Gütesiegel erhalten.
- 5 überbetriebliche Kooperationen von Unternehmen für ein gemeinsames Betreuungsangebot entstehen.
- 10 Kooperationsmodelle mit Belegrechten von Unternehmen in vorhandenen Betreuungseinrichtungen entwickelt werden.
- 7 Vereinbarungen zur Betreuung bei Ausnahme- und Notfällen von 10 Unternehmen im Münsterland mit Betreuungseinrichtungen oder sonstigen Dienstleistern geschlossen werden.
- weitere 15 lokale Netzwerke (z.B. Bündnisse für Familien, Runde Tische Familien) gegründet werden und ihre Arbeit aufnehmen.
- im Münsterland eine lebendige regionale Arbeits- und Gesprächsstruktur zur Förderung der Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben entstanden ist.
Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört zu den wesentlichen Schwerpunkten im Prozess zur Gestaltung des demographischen Wandels im Kreis Borken, weshalb das Strategiepapier „Brennpunkt Demographie“ für den Ausbau qualifizierter und durchgehender Betreuungsperspektiven wie auch die Schaffung familienfreundlicher Rahmenbedingungen entsprechende Handlungsempfehlungen gibt.
Neben
dem Familienbüro des Kreises Borken setzt sich insbesondere auch das Netzwerk
Westmünsterland e.V. im Rahmen des Projektes „Starke Unternehmen – Starke
Region“ für familienfreundliche Rahmenbedingungen für und mit Unternehmen ein. Beratung für interessierte Unternehmen, Begleitung bei der
Planung und Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen sowie Workshops und
Seminare für Beschäftigte und Personalverantwortliche gehören zu den
Aufgabenfeldern.
Mit der Projektbeantragung und –durchführung wird die Kommasystem Unternehmensberatung in Münster in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Münsterlandkreise beauftragt. Um das Projekt „Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland“ mit den regionalen Aktivitäten und Akteuren gut zu verzahnen und gewinnbringend zu nutzen, soll die Umsetzung des Projekts im Kreis Borken durch eine Projektstelle im Umfang von 25 Stunden pro Woche beim Netzwerk Westmünsterland e.V. erfolgen. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.
Entscheidungsalternative(n):
Ja |
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Nein |
Wenn ja, welche ?
Finanzielle Auswirkungen:
Der Aufwand von 25.000 Euro ist im laufenden Budget finanziert: |
Ja |
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Nein |
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Es entstehen Folgewirkungen, die eine Veränderung des Budgets in Folgejahren verursachen: |
Ja |
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Nein |
Wenn ja, wofür ? – Voraussichtlich in welcher Höhe ?
Das Projektkostenvolumen beläuft sich insgesamt auf 1.175.255,84 Euro. Für die Finanzierung wird ein ESF-Zuschuss in Höhe von 875.255,84 Euro bzw. 74,47% beantragt. Der vorgesehene Beitrag des Kreises Borken beläuft sich wie in allen anderen Kreisen des Münsterlandes auf jeweils 25.000 Euro pro Jahr (2008-2010).