Betreff
Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland - Grundsatzbeschluss
Vorlage
0058/2012
Art
Beschlussvorlage öffentlich

1.    Der Sachstandsbericht zum Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland wird zur Kenntnis genommen.

2.    Das Projekt wird vom Grundsatz her begrüßt und unter Zugrundelegung der in der Projektstudie angenommenen Kostenschätzung (Investitionszahlungen 14,57 Mio. Euro, Folgekosten + 315.000 Euro p.a.) befürwortet.

3.    Die Verwaltung erhält folgende Aufträge:

a.     Die Konzeption wird kontinuierlich weiterentwickelt.

b.    Der Architektenwettbewerb für den Bau des Kulturhistorischen Zentrums wird vorbereitet. Die Durchführung ist für Herbst/Winter 2012 geplant, vorab entscheidet der Kreistag über die Modalitäten des Architektenwettbewerbs.

c.     Über einen Baubeschluss und einen Finanzierungsplan zur endgültigen Realisierung des Projekts wird voraussichtlich im Herbst/Winter 2013 zusammen mit der Entscheidung über die Auswahl des Architekten und das Einreichen des Projektdossiers zum Erreichen der Regionale-Qualifizierungsstufe A entschieden. Der Baubeschluss wird unter den Vorbehalt von Förderzusagen gestellt werden. 

d.    Die Akquise von Fördermitteln wird fortgesetzt mit dem Ziel eine größtmögliche Förderung zu erzielen. Neben Mitteln aus der Städtebauförderung werden weitere Möglichkeiten ausgelotet.

e.     Der Kreistag wird kontinuierlich über die Entwicklung des Projektes (inhaltlich, baulich, finanziell und fördertechnisch) informiert.

4.    Es wird eine Planungsbegleitgruppe gebildet. Hierzu benennen die Fraktionen folgende Personen:


Rechtsgrundlage:

keine


Sachdarstellung:

I.       Wesentliche aktuelle Entwicklungen

1.    Fachlich-inhaltliche Arbeit

1.1 Kulturelle Bildung

Im Bereich der kulturellen Bildung wurden in einem abgestimmten regionalen Prozess die ersten Lernmodule entwickelt und erprobt.

Die eingerichtete Regionale Archivwerkstatt, in der neben einigen Archiven aus dem Regionale-Gebiet das Kompetenzteam Kreis Borken, das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung und verschiedene Lehrkräfte aus allen Schulformen mitarbeiten, erarbeitete in einem ersten Schritt für den Sek.-I Bereich ein Archivmodul zum Themenfeld Industrialisierung. Das Lernmodul mit einem Umfang von sechs Unterrichtsstunden kann in allen mitarbeitenden Archiven und letztlich darüber hinaus an allen kommunalen Archiven im Westmünsterland eingesetzt werden. Zu den Erprobungen des Archivmoduls Kreisarchiv Borken mit der Schönstätter Marienschule Borken (Realschule) und des Archivmoduls Stadtarchiv Gescher mit der Don-Bosco-Hauptschule aus Gescher gab es positive Rückmeldungen seitens des Lehrpersonals wie der Schülerinnen und Schüler. Es ist vorgesehen, das Lernmodul Industrialisierung auf weitere Kommunalarchive zu übertragen und auch zu anderen Themenbereichen Archivmodule zu entwickeln.

Für das Themenfeld Museen wurde mit Unterstützung verschiedener Fachleute der Aus-/Fortbildung (Kompetenzteam Kreis Borken, Studienseminar Recklinghausen, Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung und Fachschaftlehrer/innen) exemplarisch ein Sek. I-Lernmodul für das Medizin- und Apothekermuseum Rhede entwickelt. In die durchgeführte Erprobung mit der Nünning-Realschule Borken und der Kreuzschule Coesfeld (Hauptschule) wurden auch ein Zahnarzt und ein Kinderarzt eingebunden, so dass die Schülerinnen und Schüler sowohl Fachwissen zu Gesundheitsthemen wie auch zu Berufsgruppen aus dem  Gesundheitsbereich kennenlernen konnten.

Inzwischen haben sich weitere regionale Museen auf den Weg gemacht, kompetenzorientierte Angebote für den Unterricht zu entwickeln. Hierzu gehören: Dormitorium Asbeck Feuerstättenmuseum, Stadtmuseum Borken, Lebendiges Museum Velen, Museum Wasserburg Anholt, Glockenmuseum Gescher, Heimatmuseum Raesfeld, Hamaland-Museum Vreden. Die Entwicklung und Erprobung von Lernmodulen für die genannten Museen soll bis Sommer 2012 abgeschlossen werden.

Für alle beteiligten Museen / Archiven ist eine Partnerschaft mit mindestens einer Schule angestrebt. Erste Bildungspartnerschaften sind bereits geknüpft (s.o.).

Parallel zu den Lernmodulen entwickelt ein Projektkursus des Gymnasiums Vreden aktuell einen Archivkoffer.

Die Aktivitäten im Bereich der kulturellen Bildung werden von dem Bildungsbüro koordiniert und über das Förderprogramm „Lernen vor Ort“ gefördert.

1.2 Zusammenführung von Archiven, Landeskundlichem Institut und Museum

Die vertiefende Forschung von Objekten der Sammlung des Hamaland-Museums einschließlich der Magazine wurde mit externer Unterstützung intensiviert und wird kontinuierlich fortgesetzt. Angesichts der umfassenden Sammlungsbestände wird diese Arbeit einige Zeit in Anspruch nehmen. Je nach Einsatz externer Ressourcen ist von einem Zeitraum von bis ein bis zwei Jahren auszugehen.

Als Grundlagenarbeiten für die mediale Aufbereitung der Bestände aus den Archiven, der Bibliothek und der Sammlung wird die Erschließung bisher unverzeichneter Archiv- und Bibliotheksbestände kontinuierlich fortgesetzt. 

2.    Bauliche Planungen

In der engen Verzahnung von inhaltlicher Konzeption und baulicher Gestaltung sind die vielfältigen Anforderungen an ein Raumkonzept weiter zu qualifizieren und ggfls. an veränderte Entwicklungen bzw. Rahmenbedingungen anzupassen. 

In Vorbereitung auf den Architektenwettbewerb haben Lenkungskreis und Projektteam die funktionellen Anforderungen überprüft und konkretisiert. Nachfolgend sind die zentralen Ergebnisse benannt.

2.1 Archiv und Bibliothek

An der Verlagerung des Endarchivs des Kreises zum geplanten Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland in Vreden wird festgehalten. Die Bündelung von archivalischen Quellen, musealen Objekten und wissenschaftlich-landeskundlicher Fachbibliothek bildet die Kernmarke der Projektidee und der kulturellen Anlaufstelle und führt zu einer Einmaligkeit des „historischen Gedächtnisses“. Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Fachleute und Interessierte der Wissenschaft können Geschichte auf qualitativ hohem Niveau interdisziplinär erleben und erforschen.

Allein aus faktischen Gründen wird es notwendig werden, weiteren Raum für das Endarchiv zu schaffen. Bereits heute sind die Flächen im Kreisarchiv mehr als ausgelastet. Fünf klimatisch ungeeignete Räume im Bunker werden derzeit übergangsweise zusätzlich zur Aktenlagerung genutzt (als Zwischenarchiv und Zwischenlager zum Endarchiv). Der Raumbedarf zur sachgerechten Lagerung des historischen Archivgutes wird mindestens noch in den nächsten 20 Jahren weiter steigen. Die Digitalisierung bezieht sich i.d.R. auf künftige Vorgänge und nicht auf vorhandene Aktenbestände, die in Papierform als klassische Archivalien in das Zwischenarchiv gegeben werden. Die Berechnung des künftigen Raumbedarfs im Endarchiv beruht auf einer in der Archivkunde angewandten Formel und ist mit dem LWL-Archivamt abgestimmt.  Daneben ist von Relevanz, dass die definierten funktionellen Anforderungen (z.B. adäquater Gruppenarbeitsraum im Archiv) im Kreishaus nicht gegeben sind. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass der künftige Raum- und Funktionsbedarf im Kreishaus nicht bedient werden kann.

Angesichts der bestehenden Förderunsicherheit von Archivneubauten ist eine bauliche Abschichtung des Kulturhistorischen Zentrums zu prüfen. Unter Zugrundelegung eines jährlich zunehmenden Raumbedarfs für die Archive von Kreis und Stadt sowie der Bibliothek wird es aus heutiger Sicht für vertretbar erachtet, den vorgesehenen Neubauteil Archiv (geplanter Anbau an Haus Franke) bis etwa 2025 zu verzögern. Die Berechnung geht davon aus, dass die bestehenden Belegungsflächen im Kreisarchiv mit genutzt werden. Die Umsetzung der Gesamtkonzeption des Kulturhistorischen Zentrums könnte sichergestellt werden und es bestünde die Möglichkeit, künftige Entwicklungen zu berücksichtigen. Hierzu gehören z.B. die mögliche Akquirierung neuer Fördermöglichkeiten und die weitere Verifizierung des prognostizierten Bedarfs. Allerdings könnte ein nachträglicher Neubau zu höheren Kosten führen.

2.2  Ausstellungen und Magazine

Die dem Testentwurf (s. Projektstudie) zugrunde liegenden Anforderungen an das Raumkonzept wurden vom Grundsatz her bestätigt und beinhalten im Wesentlichen: offene und flexible Gestaltung der Ausstellungsflächen, herausgehobene Lage für Wechselausstellungen und die Präsentation von Projektergebnissen, Gesamtflächenbedarf für Ausstellungen, Arbeitsräume und Magazine rd. 2.400 qm.

2.3  Gemeinschaftsflächen

Die Anforderungen an die Gemeinschaftsflächen  (Foyer mit Café und Shop, Garderobe und WCs, Multifunktionsräume und Werkraum) wurden vom Grundsatz her bestätigt und um einige Aspekte geschärft. Die Konkretisierungen beziehen sich insbesondere auf den Foyerbereich mit Café und Shop (großzügigere Gestaltung, evtl. kombiniert mit einem angrenzenden Multifunktionsraum) und den pädagogischen Werkraum (möglichst für Besucherinnen und Besucher einsehbar).

Die definierten Funktionen und Anforderungen an ein Raumkonzept werden für den geplanten Architektenwettbewerb fachlich aufbereitet.

3.    Akquise von Fördermitteln

Das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW bestätigte in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Kreis und der Stadt Vreden am 13.12.2011 die grundsätzliche Förderfähigkeit des Gesamtprojektes aus Städtebaumitteln. Eine Unsicherheit besteht im Hinblick auf die Förderfähigkeit von neuen Archivflächen (Magazinen).

Voraussetzung für eine Förderung aus Städtebaumitteln ist, dass das Kulturhistorische Zentrum als integraler Bestandteil der gesamtstädtischen Entwicklungsperspektive in Vreden verankert und in dem Integrierten Handlungskonzept der Stadt Vreden mit oberster Priorität versehen wird.

Eine erwünschte Förderung aus Städtebaumitteln sollte im Sommer 2012 angemeldet werden. Der Regelfördersatz liegt bei 60%, über ein Zu-/Abschlagssystem kann sich der tatsächliche Fördersatz zwischen 50 und 70% bewegen. Maßgebliche Kriterien hierfür bilden die Finanzsituation und Sozialstrukturdaten wie die Arbeitslosenstatistik des Trägers.

Im nächsten Schritt sind vertiefende Gespräche mit der Bezirksregierung Münster geplant, um Förderfähigkeit und –möglichkeiten differenziert für die einzelnen Themenbereiche (Bau, Kultur, Bildung u.a.). zu betrachten und weiter zu konkretisieren.

4.    Beteiligung der Stadt Vreden an Investitionen und laufenden Kosten

Der Kreis Borken und die Stadt Vreden sind in Verhandlungen zur Beteiligung an den Kosten des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland eingestiegen. In einem Auftaktgespräch am 18.01.2012 wurden ein gemeinsames Grundverständnis über den Nutzen des Kulturhistorischen Zentrums erzielt, die bisherigen vertraglichen Regelungen zur Kostenbeteiligung angesprochen und erste Ansätze für tragfähige Berechnungsmodalitäten überlegt.

II.   Weitere Schritte

Die Projektplanung sieht folgende weitere Schritte vor:

-       Weiterentwicklung der Konzeption; Schwerpunkte in 2012:

o   Entwicklung und Erprobung weiterer Lernmodule für Museen und Archive (für acht weitere Museen bis Sommer 2012),

o   Fortbildungsreihe für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen im Hinblick auf die konkrete Einführung von Lernmodulen im Frühjahr 2012,

o   Aufbau eines Netzwerkes zur Bündelung und Bewerbung der Angebote (Bildungsatlas, Mitarbeit an der pädagogischen Landkarte des LWL, Engagement für den Museumskompass)

o   Fortsetzung der vertiefenden Forschung von Objekten der Sammlung, der Ermittlung relevanter restaurierungsbedürftiger Bestände und der Erschließung bisher unverzeichneter Archiv- und Bibliotheksbestände

-       Vorbereitung des Architektenwettbewerbs einschl. Erstellung eines Grobkonzepts für die Ausstellung; geplante Durchführung des Architektenwettbewerbs im Herbst/Winter 2012

-       Entscheidung über den Architekten/ die Architektin, das Einreichen eines Projektdossiers zum Erreichen der Regionale-Qualifizierungsstufe A, einen Baubeschluss und einen Finanzierungsplan unter Vorbehalt von Förderzusagen im Herbst/Winter 2013

-       Fortsetzung der Akquise von Fördermitteln

-       Einrichtung einer Planungsbegleitgruppe aus Vertretern des Kreises und der Stadt Vreden mit folgenden Aufgaben:

o   Fachliche Begleitung des weiteren Prozesses

o   Besuch beispielgebender Kultureinrichtungen (Gestaltung des Ausstellungs-bereichs, Funktionalitäten u.a.)

o   Vorbereitung des Architektenwettbewerbs

Entscheidungsalternative(n):

Die weitere Projektentwicklung  wird abgebrochen und nicht fortgesetzt. Nachfolgend werden mögliche Auswirkungen für das Kreisarchiv, das Hamaland-Museum und das Landeskundliche Institut Westmünsterland aufgezeigt.

Kreisarchiv:

Beim Kreisarchiv handelt es sich um eine gesetzliche Aufgabe, die weiter fortgesetzt werden muss.

Hamaland-Museum und Landeskundliches Institut Westmünsterland (LKI):

a.    Das Hamaland-Museum und das Landeskundliche Institut werden abgewickelt.

Fachliche Einschätzung:

Die vielfältigen Konsequenzen einer Abwicklung (rechtlich, baulich, personell, finanziell) wären konkret zu prüfen. Die fachliche Arbeit des LKI und des Hamaland-Museums zur Erforschung und Vermittlung der Regionalgeschichte des Westmünsterlandes wird nicht fortgesetzt.

b.    Die baulichen, technischen und funktionellen Mängel werden beseitigt; Kostenvolumen 3-4 Mio. Euro.

Fachliche Einschätzung:

Wenn das Hamaland-Museum und das Landeskundliche Institut erhalten bleiben sollen, ist eine Sanierung unabdingbar.

Allerdings würde die Zusammenführung von Hamaland-Museum, Kreisarchiv, Archiv der Stadt Vreden und Bibliothek nicht umgesetzt. Die Einrichtung wäre ohne grundlegende konzeptionelle Veränderung nicht zukunftsfähig aufgestellt und würde zeitgemäßen Ansprüchen an ein Museum nicht entsprechen.

Das LWL-Museumsamt wird zum Hamaland-Museum eine fachliche Einschätzung abgeben.


Finanzielle Auswirkungen:

Der Aufwand für die Vorbereitung eines Architektenwettbewerbs ist im Haushalt 2012 im Budget 05 eingeplant:

Ja

Nein

Es entstehen Folgewirkungen, die eine Veranschlagung in Folgejahren verursachen:

Ja

Nein

für die Durchführung des Architektenwettbewerbs in 2013


Anlagen:

keine