Betreff
Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland
Vorlage
0241/2013
Art
Beschlussvorlage

1.        Der Kreistag bekräftigt die im bisherigen Prozess des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland getroffenen Beschlüsse und beschließt den Bau und die Umsetzung des Gesamtkonzepts. Der Beschluss erfolgt unter dem Vorbehalt einer städtebaulichen Fördermittelbewilligung. Die Planungsbegleitgruppe wird in den Umsetzungsprozess weiterhin eingebunden.

 

2.        Der Kreistag stimmt der Beauftragung des Gestalterbüros Thöner von Wolffersdorff GbR zur Ausarbeitung einer inhaltlich-fachlichen Feinkonzeption für den Präsentationsbereich des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland zu.

 

3.        Der Kreistag stimmt dem in der Sachdarstellung beschriebenen Personalkonzept zu.

 


 

Rechtsgrundlage:

keine

 

Sachdarstellung:

Im Rahmen der Regionale 2016 strebt der Kreis Borken gemeinsam mit der Stadt Vreden die Realisierung der Projektidee „Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland“ an. Unter einem Dach sollen bisher nebeneinander geführte Einrichtungen, das Hamaland-Museum, das Landeskundliche Institut Westmünsterland sowie die historischen Teile des Kreisarchivs und des Archivs der Stadt Vreden, zusammengeführt werden. Dadurch entsteht eine kulturelle Bildungseinrichtung, die weit mehr bietet als die Summe ihrer ursprünglichen Bestandteile.

 

 

I. Hintergrund

Ehrenamtlichkeit, Heimatverbundenheit und Traditionspflege in Form unterschiedlichster kultureller und bildungsorientierter Formate sind in der ländlich geprägten Region des Westmünsterlandes wesentliche Eckpfeiler des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Sie finden sich in vielen Ausprägungen wie Heimatvereinen, in privat, schulisch oder kirchlich getragenen Bildungsangeboten und Ausstellungen, in Kunstvereinen, in ehrenamtlicher oder institutionalisierter Form.

Durch Generationswechsel und demographische Veränderungen stellt sich in vielen Städten und Gemeinden zunehmend eine wichtige Zukunftsaufgabe: Diese identitätsstiftende Klammer aus Ehrenamtlichkeit, Engagement und kulturellen bzw. kulturaffinen Inhalten generationsübergreifend zu erhalten und weiter zu tragen. Dass hierfür neue Konzepte und Sichtweisen, zeitgemäße und die nachwachsende Generation ansprechende Angebots- und Bildungsformate erforderlich sind, ist eine der zentralen Herausforderungen, der vor allem auf regionaler Ebene nachhaltig begegnet werden kann.

Das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland setzt genau hier an. Es soll zu einem regionalen Kompetenzzentrum entwickelt werden, das mit hoher Professionalität als Motor und Impulsgeber die Entwicklung und Fortschreibung von Angeboten der kulturellen Bildung im Kreisgebiet sowie darüber hinaus im westlichen Münsterland vorantreibt. Es soll die hierauf gerichteten vielfältigen, zumeist ehrenamtlich getragenen kulturellen Aktivitäten und Initiativen in der Region unterstützen und dabei das notwendige Know-how und die Professionalität für die Zukunft absichern. So beinhaltet das Konzept des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland u. a. Angebote und Formate aus den Bereichen Forschen und Lernen und wird zudem die Kulturgeschichte der Region präsentieren. Die Einrichtung von außerschulischen Lernorten und interkommunalen Bildungspartnerschaften sind weitere Elemente ebenso wie auch die Qualifizierung und Schulung von Ehrenamtlichen oder der Aufbau eines Atlasses „Kulturelle Bildung“ mit auch touristischen Zielsetzungen. Der durch die Zusammenführung der volkskundlich-kulturgeschichtlichen Sammlungen und Archivalien entstehende „kulturelle Schatz“ soll dabei als Ausgangspunkt vertiefter Bildungs- und Forschungsaktivitäten dienen. Mit dem Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland wird somit ein neues, auf die Zukunft ausgerichtetes und regional vernetztes soziales Infrastrukturangebot im Bereich der Kultur- und Freizeitversorgung, der Schul- und Bildungsversorgung sowie des Gemeinschafts- und Vereinswesens geschaffen.

In allen zentralen Bereichen ist der Planungsprozess inzwischen weit vorangeschritten. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Bau und Finanzierung, aber auch für das inhaltliche Konzept und die künftige Betreiberstruktur. Besonders intensiv wurde in den vergangenen Monaten auf den Feldern gearbeitet, über die im Vorfeld eines Umsetzungsbeschlusses Klarheit bestehen muss. Die Planungsbegleitgruppe wurde in die fortschreitenden Arbeiten stets umfassend eingebunden – zuletzt am 14.11.2013. Auf Grundlage der nachfolgend geschilderten Planungs- und Arbeitsstände ist nunmehr über einen Bau und die Umsetzung der Gesamtkonzeption für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland zu entscheiden. 

 

II. Regionale-Qualifizierungsprozess

Seit Einbringung der Projektidee in das Qualifizierungsverfahren der Regionale 2016 haben zahlreiche Akteure in unterschiedlichen Gremien und Arbeitsgruppen die Projektidee in Abstimmung mit der Regionale 2016 Agentur und unter Einbindung verschiedener externer Fachleute und Einrichtungen kontinuierlich weiterentwickelt und konkretisiert.

Bereits im November 2010 hat der Regionale-Lenkungsausschuss das Potential der Projektidee Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland als für die Zukunftssicherung der Region bedeutend anerkannt und sie in die Kategorie „C“ des Qualifizierungsprozesses aufgenommen. Im November 2011 folgte die Aufnahme in die Kategorie „B“. Im Zuge dessen wurde der konsequenten Weiterentwicklung der inhaltlichen Bausteine mit Blick auf verbindliche und umsetzungsfähige Konzepte und Vereinbarungen sowie der Vernetzung in die Region besonderes Gewicht im weiteren Qualifizierungsverfahren zugemessen. Zudem wurden zur Sicherstellung der städtebaulichen Einbindung sowie des baulichen Qualitätsanspruches entsprechende Verfahren zur Auflage gemacht.

Auf Basis des im September 2013 eingereichten Projektdossiers, das auch im Kreistag am 17.10.2013 ausgehändigt wurde, hat der Lenkungsausschuss der Regionale schließlich am 20.11.2013 die Aufnahme des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland in die finale Qualifizierungskategorie „A“ beschlossen. Damit ist das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland – vorbehaltlich eines Umsetzungsbeschlusses durch Kreistag und Rat der Stadt Vreden – das dritte Projekt im Realisierungsstatus der Regionale 2016.

Der Regionale-Lenkungsausschuss bescheinigt dem Projekt einen weit vorangeschrittenen und realisierungsreifen Qualifizierungsstand, der die besondere Bedeutung des Projektansatzes für die Region belegt. Zudem lassen die systematischen Aktivitäten in der bisherigen Projektentwicklung aus Sicht des Lenkungsausschusses erwarten, dass der formulierte hohe inhaltliche Anspruch des Projektes bis zu seiner Fertigstellung in 2016/2017 in weiten Teilen eingelöst sein und in den Folgejahren weiter ausgebaut werden wird. Für die Regionale 2016 stellt das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland ein Schlüsselprojekt dar (siehe auch Anlage „Pressemitteilung Regionale Agentur“).

 

III. Baulich-planerische Arbeiten

Das Kulturhistorische Zentrum soll am Standort des Hamaland-Museums in Vreden entstehen, das durch umfangreiche Um- und Ergänzungsbauten räumlich-funktional, aber auch städtebaulich-architektonisch als das zukünftige Kompetenzzentrum für kulturelle Bildung im westlichen Münsterland wahrgenommen werden soll.

Das Plangebiet für den Umbau und die Erweiterung des bestehenden Gebäudebestandes liegt am südwestlichen Rand des historischen Stadtkerns von Vreden. Der gegenwärtige Bestand setzt sich aus mehreren Gebäudeteilen, welche unterschiedlich stark sanierungsbedürftig sind, zusammen – ein Gebäudeteil von 1988, ein dreigeteilter Baukörper von 1977 und zwei denkmalgeschützte historische Gebäude entlang der Gasthausstraße. Das angrenzende Grundstück des ehemaligen Jugendheims soll freigeräumt werden und steht als Neubaufläche zur Verfügung. All diese Gebäude sollen in ihrer Gesamtheit das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland bilden. Hierzu sollen die Bestandsgebäude ertüchtigt und integriert werden.

Nach einem hochbaulichen Architektenwettbewerb und anschließendem Verhandlungsverfahren ist im Juli 2013 eine Arbeitsgemeinschaft von Architektinnen und Architekten aus München (Pool Leber Architekten) und Münster (Bleckmann Krys Architekten) mit den Arbeiten bis zum Abschluss der Entwurfsplanung betraut worden. Auch die vorbereitend zu einem möglichen Umsetzungsbeschluss zu leistenden Fachplanungen wurden vergeben.

Mittlerweile wurden die maßgeblichen Einzelheiten der Vorentwurfsplanung zwischen Kreis Borken, Stadt Vreden, Architekten und Fachplanern abgestimmt. Hierbei wurde besonderes Augenmerk auch auf die inhaltlich-fachlichen Fragestellungen gelegt, um einen passgenauen Baukörper für den späteren Betrieb entsprechend der Zielsetzungen des Kulturhistorischen Zentrums zu erschaffen (siehe auch Anlage „Pläne Vorentwurf“).

Die bisherigen Planungen sehen einen hervortretenden Neubau auf der Fläche des alten Jugendheims vor, der gleichzeitig den westlich gelegenen Kopf des Gesamtgebäudes darstellt. Hierin bildet ein Foyer, welches an der Kreuzung von Wegen und Blickachsen zu Kirchenlandschaft und Berkelaue liegt, den Dreh- und Angelpunkt des Gebäudes. Eine neue Brücke dient als großzügige Zugangsführung und ist Bestandteil der Kulturachse. Das große offene Foyer entlang der Kulturachse soll Transparenz von außen wie innen schaffen und Neugier von Passantinnen und Passanten wecken. In vertikaler Richtung binden sich über das zentrale Treppenhaus die Ausstellungsräume an. Um den Knotenpunkt des Foyers reihen sich die zugehörigen öffentlichen Funktionen und Räumlichkeiten. So kann beispielsweise ein Richtung Vorplatz ausgerichteter Multifunktionsraum auch getrennt vom restlichen Zentrum genutzt werden. Vom Empfangsbereich mit Informationstheke, an dem voraussichtlich auch ein kleines Caféangebot und Shop angegliedert werden, kann die gesamte Erschließung überblickt werden. Pädagogische Einrichtungen und Sonderausstellung reihen sich entlang einer zentralen Achse. Ferner entstehen u. a. Forschungs- und Lernbereiche mit pädagogischem Werkraum, Lesesaal, Bibliothek, Dokumentenbereich sowie Büro- und Arbeitsräume. Die Dauerausstellung im Ober- und Dachgeschoss des Neubaus wird neben flexiblen Ausstellungsbereichen auch Platz für die Aktivitäten von Geschichtswerkstatt und Zukunftslabor bieten.

Auf Grundlage der aktuellen Vorentwurfsplanungen weist das Kulturhistorische Zentrum als bauliche Kenngrößen ein Raumvolumen von 22.407 Kubikmetern (davon Neubau 12.112 Kubikmeter) bei einer Brutto-Grundfläche von 5.518 Quadratmetern (davon Neubau 2.970 Quadratmeter) aus. Ansichten und Grundrisse der Planungsarbeiten sind als Anlage beigefügt.

Die Ausführung der Baumaßnahmen umfasst mehrere Elemente. In einer ersten Stufe soll der Ausstellungsneubau im Bereich des ehemaligen Jugendheims realisiert werden, bevor dann ein Umbau des Bestandsgebäudes von 1988 und die Anpassung des Eingangsbereichs umgesetzt wird. Diese Maßnahmen sollen bis Mitte 2016 erfolgen und somit im Präsentationsjahr der Regionale fertiggestellt werden. Der Umbau und die Sanierung der übrigen Bestandsgebäude sowie die Herrichtung des denkmalgeschützten Pulverturms schließen hieran an. Eine Fertigstellung ist für Mitte 2017 anvisiert. Die zeitliche Planung der erforderlichen Baumaßnahmen erfolgt gemeinsam mit der Stadt Vreden, um eine aufeinander abgestimmte Umsetzung aller Maßnahmen im gesamten Umfeld sicherzustellen.

 

IV. Inhaltlich-fachliche Arbeiten

Rückgrat des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland ist ein tragfähiges inhaltliches Konzept. Deshalb sind parallel zu den bauplanerischen Arbeiten die inhaltlich-fachlichen Planungen sukzessive vorangeschritten. Die grundsätzlichen Zielvorstellungen sind erarbeitet, nun werden nach und nach Feinkonzepte für die Teilbereiche entwickelt und erprobt. Bis zur Realisierung des Kulturhistorischen Zentrums werden eine zunehmende Konkretisierung der inhaltlichen Planungen und die weitere stufenweise Umsetzung des neuen – im Projektdossier umfänglich erläuterten – Konzeptes erfolgen.

In diesem Sinne wurden in einem abgestimmten regionalen Prozess bereits erste Angebote entwickelt, die Kultureinrichtungen zu außerschulischen Lernorten profilieren. Zusätzlich wurden ein Konzept zur Ausbildung Regionaler Museumsführerinnen und -führer erarbeitet und erprobt sowie eine „Regionale Archivwerkstatt“ eingerichtet. Probelauf für beteiligungsorientierte Projekte im geplanten Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland ist beispielsweise das Projekt „Heimat im Schuhkarton“, dessen Ergebnisse derzeit bis zum 09.02.2014 im Hamaland-Museum zu sehen sind. Diese sollen auch in die weitere Konzeption des Kulturhistorischen Zentrums einfließen. Am 04.12.2013 findet in Kooperation mit der Regionale 2016 Agentur ein Forum unter dem Titel „Zukunft der Heimatvereine – Heimatvereine der Zukunft“ statt, auch um Impulse für die weitere inhaltliche Arbeit zu entfalten. Parallel wird das Konzept der Museums- und Archivmodule, die unter Federführung des Bildungsbüros entwickelt wurden, im Herbst und Winter auf einer Reihe von Fachtagungen im Bereich „Kulturelle Bildung“ vorgestellt.

Bis zum Jahr 2016 sind darüber hinaus u. a. folgende Schritte geplant:

-       Feinkonzeption der interaktiven Elemente Geschichtswerkstatt, Zukunftslabor, etc.

-       Vorbereitung einzelner Ausstellungs- und Sammlungsstücke auf die Präsentation in der neuen Dauerausstellung (z.T. Restaurierung)

-       Fortlaufende Entwicklung von Angeboten im Bereich der kulturellen Bildung

-       Profilschärfung der Allgemeinen Kulturarbeit, u. a. durch Entwicklung eines Leitbildes für die weitere Kulturarbeit des Kreises Borken in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden

-       Realisierung des digitalen Katalogs, u. a. mit den Bibliotheksbeständen des Kreisarchivs und des Landeskundlichen Instituts Westmünsterland

-       Fortlaufender Ausbau der Netzwerkarbeit durch Maßnahmen zur intensiveren Vernetzung regionaler Kultureinrichtungen und -akteure (auch grenzüberschreitend)

-       Fortentwicklung des Service-Konzepts für kleinere Kultureinrichtungen (z. B. weitere Angebote zur Qualifizierung Ehrenamtlicher, konzeptionelle Beratung, etc.)

 

Die Ausarbeitung einer inhaltlich-fachlichen Feinkonzeption für den Präsentationsbereich des Kulturhistorischen Zentrums hat in Absprache mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter Einbindung eines Gestalterbüros zu erfolgen. Von September bis November 2013 ist das Verfahren zur Vergabe des Ausstellungsdesigns für die Dauerausstellung durchgeführt worden. Im Verfahren haben vier Gestalterbüros exemplarische Entwürfe zu einem Teilbereich der Ausstellung des Kulturhistorischen Zentrums entworfen und am 21.11.2013 einer Jury unter Einbindung externer Fachleute (u. a. LWL-Museumsamt, Universität Münster, Heimatverein Vreden) vorgestellt. Auch die Architekten Pool Leber wurden in die Erarbeitung der Anforderungen und die späteren Auswahlgespräche eingebunden, um eine frühzeitige Abstimmung zu gewährleisten. Auf Basis der präsentierten Angebotsarbeiten soll das Gestalterbüro Thöner von Wolffersdorff GbR aus Augsburg mit der Erarbeitung eines Ausstellungsdesigns beauftragt werden. Das Büro hat sich nach einvernehmlicher Ansicht der Jury als besonders geeignet hervorgetan. Sofern eine Auftragsvergabe im Dezember 2013 erfolgt, kann das Feinkonzept zum Ausstellungsdesign voraussichtlich bis Ende Mai 2014 fertiggestellt werden. Eine frühzeitige Beauftragung ist notwendig, um die baulich relevanten Aspekte aus dem Feinkonzept in die zeitgleich laufende Entwurfsplanung einfließen zu lassen. Kosten der Beauftragung werden innerhalb des unten ausgeführten Gesamtrahmens mit abgedeckt (siehe VI.).

 

V. Personalkonzept

Für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland ist eine Gesamtpersonalausstattung von 15,5 Stellen vorgesehen. Hierin sind ca. 12,5 Stellen einbezogen, die bereits derzeit in den Abteilungen Kultur und Heimatpflege (diese umfasst die Bereiche Allgemeine Kulturarbeit, Kulturelle Bildung und Kreisarchiv), Landeskundliches Institut und Hamaland-Museum im Stellenplan des Kreises Borken aufgeführt sind. Zurzeit gibt es in diesen Bereichen einige Vakanzen, u. a. weil freigewordene Stellen mit Blick auf die konzeptionellen Überlegungen zum Kulturhistorischen Zentrum in der Vergangenheit nicht unmittelbar oder nicht in vollem Umfang wiederbesetzt wurden. Insofern hat die bereits in der Projektstudie 2011 geplante personelle Aufstockung um rund 3,0 Stellen Bestand.

Grundsätzlich ist vorgesehen, alle Aufgaben aus dem Kulturbereich des Kreises in Vreden zusammenzuführen. Zum einen ergeben sich in der Aufgabenwahrnehmung viele Synergien, die nur entfaltet werden können, wenn das Personal auch weitgehend gebündelt an einem Ort arbeitet. Zum anderen wird der konzeptionelle Ansatz „interdisziplinär zu arbeiten“ und ein Kompetenzzentrum für die kulturhistorische Arbeit im gesamten Kreisgebiet zu entwickeln, so ausdrücklich unterstützt.

An diesem Grundsatz sind auch die aufbauorganisatorischen Planungen ausgerichtet. Die Gesamtleitung für das Kulturhistorische Zentrum soll durch eine wissenschaftliche Fachkraft aus dem kulturellen Bereich besetzt werden. Ihr obliegt die strategische Ausrichtung des Kulturhistorischen Zentrums im Hinblick auf die Gesamtzielsetzung der „kulturellen Bildung“. Im Zuge dessen fällt u. a. die übergeordnete Abstimmung und Zusammenführung der einzelnen Aufgabenbereiche des Zentrums wie auch die Personalverantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturhistorischen Zentrums in den Verantwortungsbereich der Leitung.

Die operativ-inhaltlichen Aufgaben sollen durch fachliche Koordinatoren verantwortlich organisiert und durchgeführt werden. Folgende Aufgabenbereiche sollen jeweils durch Koordinatoren begleitetet werden. Diese haben keine Personalverantwortung inne:

  • Bereich Kulturmanagement und Verwaltung mit insgesamt 7,0 Stellen: Profilbildung kulturelle Bildung, Organisation von Veranstaltungen, Netzwerkarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Geschäftsführung der Gremienarbeit, interner Dienstbetrieb, weitere Querschnittsaufgaben
  • Bereich Präsentation mit 3,0 Stellen: Dauerausstellung (Pflege, Sammlung und Weiterentwicklung, Führungen), Ausarbeitung und Begleitung von Sonderausstellungen, fachliche Begleitung/Anleitung kleinerer Museen/Heimatstuben aus der Region
  • Bereich Forschung mit 1,5 Stellen: Fachliche Begleitung von Forschungsanfragen aus Wissenschaft und Schule, Betreuung der wissenschaftlichen Bibliothek, Förderung der Forschungstätigkeit durch intensive Kontaktpflege (u. a. zu den umliegenden Universitäten)
  • Bereich Dokumentation mit 3,0 Stellen: Übernahme der Pflichtaufgabe Archiv für den Kreis Borken sowie des historischen Archivs für die Stadt Vreden (die Zwischenarchive von Kreis Borken und Stadt Vreden werden weiterhin an den Hauptverwaltungsstandorten vorgehalten), fachliche Begleitung der Nutzung des historischen Archivs durch Bürgerinnen und Bürger, konzeptionelle Weiterentwicklung als außerschulischer Lernort im Netzwerk mit regionalen Archiven

Die Einrichtung und Besetzung der drei zusätzlichen Stellen soll sukzessive und bedarfsgerecht bis zur Inbetriebnahme des Kulturhistorischen Zentrums im Jahr 2016 erfolgen. In einem ersten Schritt soll die Leitung möglichst frühzeitig – voraussichtlich im Jahresverlauf 2014 – besetzt werden, um dieser die Möglichkeit zu geben, den weiteren Entwicklungsprozess aktiv mitzugestalten. Für den Stellenplan 2014 hätte dies zunächst keine unmittelbare Erhöhung der Stellenzahl zur Folge, da unterjährig eine Deckung durch die bestehenden vakanten Stellenanteile möglich ist. Die räumliche Verlagerung der Stellen vom Standort Borken nach Vreden wird zum größten Teil mit Fertigstellung der Baumaßnahmen im Jahr 2016/2017 erfolgen.

Der Kreis Borken und die Stadt Vreden sind davon überzeugt, mit der organisatorischen Neuausrichtung der gegenwärtigen Personalkapazitäten sowie der geplanten Aufstockung um 3,0 Stellenanteile eine geeignete Grundlage zur Realisierung der Zielsetzungen des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland zu schaffen. Auch der LWL wurde in die organisatorische und personelle Konzeption für das Kulturhistorische Zentrum eingebunden. 

 

VI. Projektkosten/ -finanzierung sowie Förderkulisse

Die im bisherigen Planungsprozess bezifferten Investitions- und Aufwandsermittlungen haben weiterhin Bestand. Demnach hat der Kreistag im Oktober 2012 eine Obergrenze der Baukosten (Kostengruppen 100 - 700 DIN 276) einschließlich Umsatzsteuer in Höhe von 14,57 Mio. EUR vorgegeben. Hierin einbezogen war mit rund 1,0 Mio. EUR die Teilmaßnahme Archivneubau, auf deren Realisierung nach Konkretisierung der Planungen nun zunächst verzichtet werden soll. Auf Grundlage der gegenwärtigen Planungsstände kann die Realisierung innerhalb der resultierenden Kostenobergrenze von rund 13,5 Mio. EUR (ohne Archivneubau) durchgeführt werden. Die seitens der Architekten und Fachplaner kalkulierten Kosten wurden im bisherigen Planungsverfahren zusätzlich der Überprüfung eines externen Kostencontrollers, dem Büro agn aus Ibbenbüren, unterzogen und als auskömmlich bestätigt. In den andauernden Vorentwurfs- und Entwurfsplanungen werden der Kreis Borken sowie die Stadt Vreden weiterhin zielgerichtet Einsparpotentiale prüfen und unter Beachtung der zukünftigen Nutzungen möglichst realisieren, um ein hohes Maß an Kostensicherheit zu gewährleisten.  

Nachdem die Gespräche mit den größten Fördergebern, Bezirksregierung Münster und Landschaftsverband Westfalen-Lippe, inzwischen weit vorangeschritten bzw. abgeschlossen sind, steht dem Investitionsvolumen folgende Förderkulisse gegenüber:

Mittel der Städtebauförderung werden die Schwerpunktförderung für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland darstellen. Im Städtebauförderungsprogramm 2013, das am 18.10.2013 bekanntgegeben wurde, ist für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland bei einem Fördersatz von 50% der zuwendungsfähigen Ausgaben eine Förderung in Höhe von rund 6,77 Mio. EUR vorgesehen. In enger Abstimmung mit der Bezirksregierung Münster hat der Kreis Borken am 15.11.2013 eine Konkretisierung seines Förderantrages auf Basis der aktuellen Planungsarbeiten eingereicht. Ein Bewilligungsbescheid über die städtebauliche Förderung des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland soll – die politischen Gremienbeschlüsse von Stadt Vreden und Kreis Borken unterstellt – voraussichtlich am 20.12.2013 durch Herrn Bauminister Groschek übergeben werden. 

Darüber hinaus hat auch der LWL seine Förderbereitschaft signalisiert. Demnach stellt der LWL für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland in den Folgejahren ab 2014 eine Förderung von bis zu 400 T-EUR als Höchstförderung für Baumaßnahmen sowie bis zu 600 T-EUR als Höchstförderung für Präsentations- und Einrichtungsmaßnahmen in Aussicht. In welchem Umfang diese Fördermittel in Anbetracht eines Fördersatzes von 30% tatsächlich bewilligt und abgerufen werden können, ist derzeit noch offen. Hinzu könnten kleinere Einzelförderungen des LWL für die Bereiche Dokumentation, Restaurierung und Museumspädagogik kommen. Eine Beantragung der LWL-Fördermittel soll voraussichtlich Mitte 2014 nach Fortführung der konzeptionellen Arbeiten für den Präsentations-/ Ausstellungsbereich unter Einbindung des beauftragten Gestalterbüros erfolgen.

Die jährlichen Folgekosten nach Realisierung des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland sind ausgehend von der derzeitigen Struktur mit rund 12,5 Personalstellen zu kalkulieren. Demnach entstehen p.a. Mehrkosten für den laufenden Betrieb von insgesamt rund 315 T-EUR. Diese resultieren aus erhöhten Personalaufwendungen in Folge der drei zusätzlichen Stellen (rd. 150 T-EUR), erhöhten Aufwendungen für laufende Betriebskosten (rd. 100 T-EUR) und erhöhten Fachkosten (rund 65 T-EUR). Hinzu kommen ab Fertigstellung erhöhte Netto-Abschreibungen (nach Sonderpostenauflösungen) von voraussichtlich rund 100 T-EUR.

Entsprechend den Beschlüssen des Kreistags sowie des Stadtrates Vreden aus Juli 2013 wird sich die Stadt Vreden an den laufenden Kosten für die gemeinschaftlich genutzten Einrichtungsbereiche – hierzu zählen u. a. Leitung/Verwaltung des Kulturhistorischen Zentrums, Ausstellung, Forschung (Landeskundliches Institut), Café und Shop – mit einem Anteil von 30% beteiligen. Auch eine Beteiligung an den Finanzierungskosten für die ausstehenden und zukünftigen investiven Baumaßnahmen wird im Verhältnis 70% für den Kreis Borken und 30% für die Stadt Vreden vereinbart.

Unter Berücksichtigung einer Städtebauförderung von 50% (rund 6,77 Mio. EUR) sowie einer 30%igen Finanzierungsbeteiligung der Stadt Vreden (rund 2,03 Mio. EUR) verbleibt für den Kreis Borken nach gegenwärtiger Kenntnislage ein Netto-Investitionsvolumen von rund 4,74 Mio. EUR. Zusätzlich mindernd würde sich eine etwaige Förderung des LWL auswirken. Die Investitionsauszahlungen verteilen sich auf die Jahre 2013-2017.

In Anbetracht der zeitlichen Abfolge der Baumaßnahmen und der resultierenden jährlichen Auszahlungen wurde die Art der Finanzierung seitens der Kämmerei des Kreises begutachtet. Auf eine Fremdfinanzierung kann in Anbetracht des prognostizierten Liquiditätsbestandes im Jahr 2014 verzichtet werden. Inwieweit in den weiteren Umsetzungsjahren 2015 bis 2017 – auch vor dem Hintergrund der Liquiditätsentwicklung, der Lage an den Kapitalmärkten und einer möglichen Umschuldung der Verbindlichkeiten des Kreises Borken – eine teilweise Kreditfinanzierung zum Tragen kommen könnte, soll jeweils im Rahmen der jährlichen Haushaltsplanungen mit den politischen Gremien abgestimmt werden.

Um in der andauernden Vorentwurfsplanung sowie der anschließenden Phase der Entwurfsplanung weiterhin ein höchst mögliches Maß an Kostensicherheit zu gewährleisten, soll der externe Kostencontroller agn Niederberghaus & Partner GmbH aus Ibbenbüren bis zum Abschluss der Entwurfsplanungen im März 2014 weiter eingebunden bleiben. Die Kosten der Beauftragung sind ebenfalls förderfähig und wären im zuvor genannten Gesamtkostenrahmen umfasst. 

 

VII. Weitere Projektplanung und –umsetzung

Überblick über die weiteren Meilensteine der Projektplanung:

  • Dezember 2013: Entscheidung des Stadtrates Vreden (13.12.) sowie Kreistages (19.12.) über den Bau und die Umsetzung des Gesamtkonzepts für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland.
  • Dezember 2013: Übergabe eines städtebaulichen Förderbescheids durch die Bezirksregierung Münster.
  • März 2014: Abschluss der Entwurfsplanungen und Abbrucharbeiten Jugendheim.
  • Bis Herbst 2014: Ausführungs- und Genehmigungsplanung sowie Vergaben.
  • Mitte 2014: Fertigstellung des Feinkonzepts zum Ausstellungsdesign und Beantragung der Förderung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.
  • November 2014 bis April 2016: Bauphase des Neubaubereichs.
  • Mitte 2016: Inbetriebnahme des Neubaubereichs Kulturhistorisches Zentrum.
  • Mitte 2016 bis Mitte 2017: Bauphase und Fertigstellung der übrigen Bestandsgebäude.

 

 

 

 

Entscheidungsalternative(n):

Ja

 

Nein

Denkbar wäre von einem Baubeschluss zur Umsetzung des Gesamtkonzeptes für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland abzusehen. Dies käme in Anbetracht der Projektplanung (inkl. städtebaulichem Förderverfahren) einem Ausstieg aus dem Projekt gleich.

Der beabsichtigten Beauftragung des Gestalterbüros Thöner von Wolffersdorff GbR zur Ausarbeitung einer inhaltlich-fachlichen Feinkonzeption für den Präsentationsbereich des Kulturhistorischen Zentrums Westmünsterland wird nicht zugestimmt.

Dem Personalkonzept für das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland wird nicht zugestimmt.

Die Investitionsauszahlungen des Projektes werden von vornherein vollständig kreditfinanziert geplant.

Verwaltungsseitig werden diese Alternativen nicht vorgeschlagen.


Finanzielle Auswirkungen:

Die o.g. Auszahlungen und Folgeaufwendungen sind im laufenden Budget finanziert:

Ja

 

Nein

Es entstehen Folgewirkungen, die eine Veränderung des Budgets in Folgejahren verursachen:

Ja

 

Nein

Die o.g. Investitionszahlungen fallen in den Jahren 2013 bis voraussichtlich 2017 an.

Die o.g. jährlichen Mehraufwendungen entstehen nach Inbetriebnahme des Kulturhistorischen Zentrums voraussichtlich ab Mitte 2016.