Anfrage der SPD-Fraktion v. 03.03.2015
Sachdarstellung:
Kinder aus Flüchtlingsfamilien sind von ihren Erfahrungen mit Krieg,
Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen und Flucht besonders stark betroffen.
Neben den Folgewirkungen ihrer traumatischen Erlebnisse sind sie zusätzlich
konfrontiert mit einer fremden Umgebung, einer anderen Lebensart und einer
Sprache, in der sie sich nicht verständigen können. Ihre Eltern, die häufig
selbst traumatisiert sind, können ihnen oft nur unzureichende Hilfe anbieten.
Viele Kinder reagieren auf diese vielfältigen Belastungen mit einer
Rückentwicklung bereits erworbener Fähigkeiten oder beobachtbar auffälligem
Verhalten wie Aggressivität oder Rückzug.
Flüchtlingskinder sind in erster Linie Kinder. Flucht und Gewalt aber
haben seelische Wunden hinterlassen, Die Verhaltensweisen, mit denen sich die
traumatischen Erlebnisse der Kinder bahnbrechen, sind vielfältig. Die einen
weinen oder schreien, andere sind überängstlich oder ziehen sich in ihre eigene
Welt zurück.
Der Borkener Zeitung vom 28.02.2015 hat die SPD-Kreistagsfraktion
entnommen, dass z.B. in Heiden die Erzieherinnen an ihre Grenzen geraten. Die
erste Herausforderung sei bereits das Aufnahmegespräch. Werden
Flüchtlingskinder in der Kita aufgenommen – sofern noch Plätze frei sind –
tauchen die nächsten Schwierigkeiten auf. Die Leiterin der evangelischen
Paulus-Kita Jantje Pawig berichtete lt. BZ: „Die Kinder kommen aus einem ganz
anderen Kulturkreis. Vor allem aber haben sie auf der Flucht vieles erlebt, was
sie nicht verarbeitet haben und das sich in ihrem Verhalten widerspiegelt. Die
einen hätten Angst, wenn ihre Mütter gehen, die anderen nässen ein oder sind in
ihrer Entwicklung weit hinter Gleichaltrigen zurück. Diese Kinder bräuchten
eine Eins-zu-eins-Betreuung, doch das könne personell nicht geleistet werden.“
D.h. die Flüchtlingskinder und ihre Eltern brauchen oft zusätzliche
Betreuung. Manchmal sind auch Dolmetscher, Therapeuten und Trauma-Spezialisten
nötig.
Die SPD Fraktion bittet um Beantwortung folgender Fragen:
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Sind Einrichtungen bereits an das Kreisjugendamt
herangetreten wegen Fragen zur Flüchtlingskinderbetreuung?
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Wenn ja, in welche Richtung gingen die Fragen?
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Inwieweit kann das Kreisjugendamt den Einrichtungen
helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen?
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Werden alle Flüchtlingskinder im Bereich des
Kreises Borken in Kitas aufgenommen oder müssen Kinder abgewiesen werden?
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Wie viele Kinder von Flüchtlingen im Bereich des
Kreisjugendamtes wurden bisher in Kitas aufgenommen?
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Welche Szenarien hat das Kreisjugendamt bereits
entwickelt für den Fall, dass die Aufnahmekapazitäten in den Kitas erschöpft
sind?
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Welche Möglichkeiten hat das Kreisjugendamt um den
Kitas bei der Bewältigung von Problemen zu helfen?
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Ist geplant den Betreuungsschlüssel in den
einzelnen Einrichtungen auf Grund der noch auf uns zukommenden
Flüchtlingskinder im lfd. Jahr anzupassen?
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Stellt das Land Gelder für die Unterbringung dieser
Kinder in Kitas bereit?
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Viele Kommunen haben sich bereits an den LWL gewandt,
mit der Bitte um Hilfe.
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Wurden von Seiten des Kreisjugendamtes mit dem LWL
bereits Gespräche geführt, damit Flüchtlingskindern durch Therapeuten oder
Trauma-Spezialisten geholfen werden kann?
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Lindenhahn